Ein Ausflug in die Antike zu etruskischen Nasen und alten Tempeln…

von | Jul 26, 2014 | Schöne Dinge&Ideen, Segreto Firenze | 2 Kommentare

Es gibt so Tage, an denen es nur eine Möglichkeit gibt: Raus aus der Stadt und ab an die frische Luft. Das hat auch einen Grund. Denn Florenz liegt umgeben von Hügeln in einer Talsohle, da stauen sich dann die Hitze und die Feuchtigkeit und es wird einfach unglaublich schwül und stickig. An bewölkten Tagen ist es manchmal noch fast schlimmer, als wenn die Sonne scheint. Dann wird es wenigstens nur heiss.
Ein Zufluchtsort an diesen Tagen ist das etwas höher gelegene Fiesole. Ich habe ja bereits einmal hier darüber berichtet, dass Fiesole älter als Florenz und eigentlich dessen Ursprung ist. Die Etrusker
errichteten in Fiesole eine Siedlung mit Tempel und Theater. Heute sind davon leider nur noch die Mauern übrig. Dennoch hat der ganze Tempelbezirk immer noch etwas Verwunschenes und Faszinierendes. Jedenfalls streife ich sehr gerne durch die alten Ruinen, fühle die uralten Mauern und stelle mir vor, was für Menschen hier gelebt haben müssen. Eines ist klar, es waren Menschen mit ganz speziellen Nasen. Denn das betonen die Leute in der Toskana immer wieder. Die Etrusker hatten lange, gerade Nasen. Als ich mich dann bereits freute und dachte, dass meine grosse Nase hier endlich eine Heimat gefunden habe, hiess es, dass diese eher römisch oder eben richtig italienisch, aber sicher nicht etruskisch sei… Pech gehabt.
Die Etrusker gelten also als das ultimative Vorbild hier in der Toskana. Und die Florentiner werden nicht müde zu betonen, dass sie Etrusker und keine Römer sind. Ich war letzthin an einem Vortrag über die Etrusker und die Referentin erklärte, dass deren Ursprünge im Dunkeln liegen. Vermutlich seien sie irgendwo aus der Region des Libanons in die Toskana eingewandert. Viele ihrer Lebensweisen ähnelten denen der Römer oder wurden eben vermutlich von denen übernommen.
Ihre Gottheiten sind eine Mixtur aus römischen und griechischen Göttern und mit einem Hauch Naturgottheiten gewürzt. Was mich an den Etruskern besonders fasziniert, ist die Tatsache, dass sie ihren Toten richtige Wohnungen bauten, diese einrichteten und ihnen alle wichtigen Dinge mitgaben, die sie brauchten. Denn sie  stellten sich vor, dass sie in diesen Hügelgräbern und später in Gräbern, die wie ein richtiges Haus aussahen, weiterleben würden. Diese Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, war ihre Art damit umzugehen. Schön, dass sie daran glaubten, dass es weitergeht. Das kann ich gut nachvollziehen.
Dank der reichen Grabbeigaben ist das Archäologische Museum von Fiesole gut bestückt. Die ganz grosse Ausstellungskunst wird dort nicht praktiziert, doch das Museum gibt einen guten Einblick in die Lebenswelten der Etrusker. Und da man mich mit ein paar mit Scherben gefüllten Vitrinen ohnehin unglaublich glücklich und mehrere Stunden beschäftigen kann, war das wunderbar. Da Skelette aus den etruskischen Gräbern ausgestellt waren, hatte auch der Signore eine Beschäftigung, indem er an den Knochen nach Zeichen von Brüchen oder Arthrose suchte und mich danach über die zahlreichen Krankheiten dieser armen Menschen aufklärte… Wenn uns dabei jemand zugehört hätte, hätte er uns wohl für ziemliche Freaks gehalten.
Der Ausflug nach Fiesole bot übrigens auch eine wunderbare Möglichkeit meine neuste Schmuckkreation auszuführen. Seit neustem hat mein Perlenhändler auf dem Mercato Sant‘ Ambrogio (über meine Perlenliebe habe ich ja bereits hier und hier geschrieben) so wunderbare kleine Glasanhänger. Die musste ich natürlich sofort anziehen und fühlte mich damit ganz antik. Wenn schon meine Nase nicht etruskisch ist, kann ich ja beim Schmuck daraufhin arbeiten;)
Wer genug von Geschichte, Scherben und Archäologie hat, sollte sich nach einem Besuch des Tempelbezirks unbedingt auf dem Hauptplatz von Fiesole ein Kaffee gönnen, das bunte Treiben der Menschen beobachten und den Blick auf die Dächer von Florenz geniessen. Fiesole ist übrigens an das Florentiner Bus-Netz angeschlossen und kann daher problemlos mit dem ÖV besucht werden.
Nun wünsche ich Euch allen einen historischen Tag und schicke Euch liebe Grüsse aus dem Süden!

 

Herzlichst, Signora Pinella