Süsses für die Seele…

von | Okt 28, 2014 | Kochen&Backen, Segreto Firenze | 9 Kommentare

Bisher wurde ich in Florenz ja von Herbstkälte und Nebelblues verschont. Doch mit dem Umstellen der Uhrzeit kam am Wochenende ein eisiger Wind, der das Ende der warmen, goldenen Tage ankündete. Mit dem Wind und der Kälte überkam uns auch ein Hauch Wehmut. Bald schon werden wir Florenz verlassen und was noch viel schlimmer ist, der Signore wird sich einfach so für eine viel zu lange Zeit nach Amerika verabschieden… Meine Mama sagt immer, dass man einen Spaziergang machen soll, wenn man melancholisch sei. Das regeneriere
Körper und Geist. Weil Mama Pinella in der Regel bei solchen Dingen richtig liegt, sind der Signore und ich losgezogen und haben die letzten Sonnenstrahlen bei einem Bummel durch die Stadt genossen.
Ich mag das Spazieren auch deshalb so gerne, weil wir dann Zeit haben miteinander zu plaudern und unsere Gedanken auszutauschen. Der Signore erzählt mir dabei immer viele spannende Dinge. Da er ein richtiger Bücherwurm ist, komme ich dann auch regelmässig in Genuss seiner Buchzusammenfassungen, die zwischenzeitlich sehr ausschweifend sein können…
Jedenfalls hat er mir irgendwo auf dem Weg entlang dem Arno, über den Palazzo Pitti und Giardino Boboli und zurück auf die Piazza Signoria seine neusten Erkenntnisse aus einem Buch über Management erläutert. Der Autor
schreibe im Buch, dass in unserer Gesellschaft viel zu viel Wert auf das Ausbügeln von Schwächen gelegt werde. Eigentlich sei das aber völlig blödsinnig, da man Schwächen oft maximal und nur mit riesigem Aufwand bis zur
Mittelmässigkeit ausbügeln könne. „Man sollte sich also in jedem Lebensbereich auf seine Stärken konzentrieren“, erklärte mir der Signore bei einer Tasse heisser Schokolade im Caffé Rivoire. Denn wenn jeder Mensch in seinen
Begabungen optimal gefördert würde, sei das viel wertvoller, als wenn man immer auf den Schwächen herumprügeln würde. Und so würde man sich auch nicht auf lauter unnötige Dinge konzentrieren, die einem sowieso keine Freude bereiten.
Und als ich da so sass, eine Tasse der besten, dickflüssigsten, süssesten, heissen Schokolade vor mir, konnte ich dem Signore absolut zustimmen. Man stelle sich einmal vor was gewesen wäre, wenn Enrico Rivoire, der 1872 in Florenz ansässig wurde, sich entschieden hätte, anstatt Zuckerbäcker Schuster oder Goldschmied zu werden. Der gute Mann hätte allenfalls mittelmässiges Schuhwerk oder minderwertigen Schmuck fabriziert und ich hätte gut 150 Jahre später nicht an einem kalten Herbsttag im Caffé Rivoire sitzen und die hausgemachte Schokolade aus perfekt gerösteten Kakaobohnen trinken können.
Da ich nach der Zauberschokolade aus dem Rivoire wieder glücklich und voller Ideen war, entschied ich mich noch einen drauf zu legen und Apfel-Cookies mit Zimt, Kardamom, Nelken und Vanille zu backen. Denn was
streichelt die Seele mehr als diese süssen weihnachtlichen Gewürze. Na ja vielleicht die Musik von Ella und Louis oder Dolly Parton – ja Ihr habt richtig gelesen. Ich mag Country sehr. Den Signore macht das gar nicht glücklich, aber Dolly ist ihm wohl immer noch lieber, als wenn ich Michael Bublé auflege. Dolly singt übrigens einen Song, in dem sie in den ersten Liedzeilen genau den lieben Signore beschreibt. Hier könnt ihr ihn hören;)
Und hier das Rezept für die absolut glücklich machenden Apfel-Cookies:
Zutaten: 50 Gramm weiche Butter, 100 Gramm Rohrzucker, 1 Messerspitze Backpulver, 200 Gramm Mehl,100 Gramm feine Haferflocken, 1 Prise Salz, 1 gehäufter Esslöffel Sesam, 3 Esslöffel gehmalene Haselnüsse, je eine
Messerspitze gemahlene Vanille, Zimt, Kardamom und Nelken, 3 Esslöffel Milch und ein klein geschnittener Apfel.
Alle Zutaten gut miteinander zu einem homogenen Teig vermischen, einzelne Kugeln formen, diese auf dem Kuchenblech etwas platt drücken und das Ganze 20 Minuten bei 180 Grad backen. Ich mag es, wenn die Cookies im Kern noch etwas feucht und aussen herum schön knusprig sind.
Ich mache mich nun wieder ans Vorbereiten einer ganz besonderen Sache, auf die ich mich riesig freue. Bald schon kann ich Euch mehr darüber berichten. Und da der Signore bei der Arbeit ist, kann ich gemütlich
Dolly dazu hören, lautstark mitsingen und die restlichen Cookies ganz alleine verdrücken;)
Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag und dass Ihr Zeit für die Dinge findet, die Ihr wirklich gerne tut und die Euch glücklich machen!

 

Herzlichst, Eure Signora Pinella