Die Essenz des Kaffees – Sorry George, aber es ist mehr als „Nespresso – what else“

von | Jul 19, 2014 | Vita Italiana | 4 Kommentare

Nebst dem Wein gibt es ein weiteres, vielleicht genau so wichtiges Nationalgetränk in Italien: Den Kaffee… Getrunken wird er bei jeder Gelegenheit und in verschiedenen Varianten. Mein Kaffeekonsum hat sich mit dem
Umzug grundlegend verändert. Während ich vorher überzeugte „Milchkaffeemitzucker-Trinkerin“ war, bevorzuge ich nun einen erstklassigen, starken, schwarzen Espresso aus den hübschen kleinen Tässchen…
Ich mag aber zwischendurch auch gerne einen Mokka oder einen Caffé freddo oder dann halt auch immer mal wieder einen Cappuccino oder Latte Macchiato mit gaaaanz viel Milchschaum. Und da seht Ihr schon, dass Kaffee eben nicht einfach Kaffee ist. Wie bei einem guten Wein muss auch hier alles perfekt passen.
Der Klassiker ist und bleibt der Espresso. Ein normaler Espresso in Italien ist etwa halb so gross, wie ein Espresso in der Schweiz. Das heisst, die Tassen sind gleich gross, aber nur zur Hälfte gefüllt. Will man in Florenz einen grösseren Espresso, bestellt man einen Caffé alto (einen „hohen“ Kaffee)… Das Geheimnis des Espressos liegt darin, dass er mit hohem Druck durch das Kaffeepulver gepresst wird. Dadurch werden weniger Säure und auch weniger Koffein gelöst und es bildet sich das wunderbare Schäumchen, das „Crema“ genannt wird.Lange Zeit dachte ich, dass der „Nespresso“ der Schweizer Firma Nestle, für den der schöne George Clooney mit dem Slogan „Nespresso – what else“ wirbt, das höchste aller Gefühle sei. Nespresso hat auch in Florenz ein grosses Geschäft, in dem einem George von den Wänden aus anlächelt und man die neusten Nespresso-Trends degustieren kann. Herr Clooney residiert ja übrigens am schönen Comersee, von dem ich euch unbedingt bei Gelegenheit einmal Bilder zeigen muss. Er ist fast so schön wie der Gardasee, über den ich hier schon geschrieben habe. Geschmack hat er ja schon… Jedenfalls kam ich nach Italien und lernte, dass die Kaffee-Welt viiiiiel grösser und vielfältiger ist. Ich hoffe, dass ich es irgendwie schaffen werde noch einen Barista-Kurs zu besuchen, bevor wir Nachhause kommen. Und dann wird eine hochwertige, italienische Kaffeemaschine mit im Gepäck sein (wenn bis dahin, was ich schwer hoffe, unsere uralte Nespresso-Maschine den Geist aufgegeben hat;).

Der Espresso stammt ursprünglich aus Mailand und hat dort ein nussiges Aroma, da der Kaffee früher in den gleichen Röstereien wie Nüsse geröstet wurde. Dieses typische Aroma wird heute teilweise mit der gezielten
Beigabe von Nüssen beim Rösten erzielt. Während der Espresso in der emsigen Industriestadt Mailand sehr stark ist und manchmal doch recht bitter schmeckt, wird er, je weiter es nach Süden geht, etwas milder und weicher.

Ganz unten im tiefen Süden Italiens sei dann vor allem der Mokka ein beliebtes Getränk – das wurde mir zumindest erklärt. Mokka mag ich auch sehr gerne. Auch hier muss der Begriff Mokka oder Moka genauer betrachtet
werden. Mokka ist eigentlich eine türkisch-arabische Erfindung, die auch unter dem Namen „Türkischer Kaffee“ bekannt ist. Zur Herstellung wird Kaffeepulver in einer Kanne mit Ausguss mehrmals aufgekocht und oft mit Gewürzen wie Kardamon, Zimt oder Zucker ergänzt. Er ist leicht dickflüssig.

 

 

Dann gibt es noch den Kaffee aus den sogenannten Mokka-Kannen, die bei uns fälschlicherweise oft auch
Espresso-Kannen genannt werden. Weil in diesen Kannen mit der charakteristischen Facettenform das Wasser unter zu wenig hohem Druck durch das Pulver in die Kanne gelangt, bildet sich praktisch keine Crema und der Geschmack erinnert eher an den „Türkischen Kaffee“, als an Espresso. Ich mag diese Art der Kaffeezubereitung aber gerne als Grundlage für einen Milchkaffe oder einen Caffé freddo. Der Signore und ich trinken den Mokka auch gerne pur am Morgen zum Frühstück. Ich mag das deshalb so gerne, weil der Mokka leicht nach Schokolade schmeckt. Das passt zum Frühstück.

Bei Kaffee mit Milch wird zwischen „normalem“ Milchkaffee, dem Caffé Latte, Cappuccino, der aus Milchschaum und Espresso zubereitet wird, und dem Latte Macchiato, für den Espresso mit Milch und Milchschaum zubereitet
wird, unterschieden.
Und hier noch ein kleiner Tipp: Wer sich nicht als absoluter Banause outen will, bestellt nie einen Milchkaffe nach dem Essen. Dann wird ausschliesslich Espresso getrunken. Bestellen tut man den aber unter dem Namen Caffé oder eben wenn man ihn etwas grösser haben will als Caffé alto! Und noch gleich eine zweite wichtige Regel: Ein Espresso darf zwar gesüsst, aber nie mit Milch verschandelt werden, wenn er in der kleinen Tasse serviert wird.
Sonst wäre es ja ein Milchkaffee. In Italien wird erst gar keine Milch zum Espresso serviert.
Und nun noch zu meinem Lebensretter an heissen Tagen, dem Caffé freddo. Für den werden Eiswürfel mit einem Espresso übergossen oder alles zusammen wird in einem Becher geschüttelt und allenfalls noch etwas gesüsst. Ich mag diese Variante an Sommertagen besonders gerne, weil sie so erfrischend ist.

 

Während die Italiener ihren Kaffee in den Bars gerne herunterstürzen und dann so schnell wie möglich weitereilen, mag ich meinen am liebsten zusammen mit einem Stück dunkler Schokolade und einer schönen Zeitschrift. Besonders gerne schaue ich mir im Moment die Wohnzeitschrift Casa Facile an. Darin werden spezielle Wohnungen und Häuser und ihre Besitzer aus ganz Italien vorgestellt. Mir gefällt das sehr, weil ich so nebenbei noch mehr über Land und Leute erfahre und mein Italienisch verbessern kann.Ihr seht, das Thema liesse sich noch unendlich vertiefen… Die Essenz einer schönen Kaffeepause liegt ja aber vor allem auch darin, dass man sich im hektischen Alltag ein bisschen Zeit für sich selber nimmt. Das funktioniert übrigens auch mit einer Tasse Tee hervorragend und tut einfach gut!

Daher wünsche ich Euch allen jeden Tag solche kleine, wohltuende Pausen, einen wunderbaren Tag und ein schönes Wochenende!

Herzlichst, Eure Signora Pinella