Eine Schultüte für die kleine Signorina und über die Ehre Patin zu sein

von | Aug 8, 2014 | Gestalten, Schöne Dinge&Ideen | 10 Kommentare

In Italien heisst die Patin „Madrina“. Ich bin die Madrina meiner kleinen Nichte, die am Montag ihren ersten Schultag hat. Für mich ist das einfach unglaublich. Denn mir kommt es vor, als wäre sie erst gerade noch ein Baby gewesen und jetzt soll sie schon eingeschult werden. Weil das ein ganz besonderes Ereignis im Leben der kleinen Signorina ist, habe ich für sie eine Schultüte gebastelt. In der Schweiz ist es eigentlich nicht unbedingt üblich den Kindern zum ersten Schultag eine Schultüte zu schenken. Aber es ist eine hübsche Tradition und ich hätte selber immer gerne eine gehabt. Also war es naheliegend meiner Nichte eine aus Italien mitzubringen.
Zur Herstellung einer Schultüte benötigt Ihr einen grossen Bogen Halbkarton, Seidenpapier, ein schönes Geschenkpapier (in Florenz bin ich dafür ja an der Quelle, ich habe bereits hier darüber berichtet), Leim, einen Tacker und Satinband.
Zuerst wird aus dem Halbkarton die Tüte gerollt und mit dem Tacker zusammen geheftet und allenfalls noch etwas mit Klebeband umwickelt. Im Anschluss wird sie mit dem Geschenkpapier überzogen. Dieses wird
mit Weissleim angeklebt. Oben am Tütenrand wird das Seidenpapier angeklebt und damit der Übergang von der Tüte zum Seidenpapier nicht sichtbar ist, mit Satinband überdeckt. Die Spitze der Tüte habe ich mit Seidenpapier ausgestopft, da dort sowieso keine Geschenke Platz haben. Gefüllt habe ich die Schultüte mit Stiften, Radiergummis, Stickern, Süssigkeiten, Haargummis und selbstgemachten Armbändern (über meine Liebe zu Perlen habe ich ja bereits hier geschrieben).
Ich hoffe nun ganz fest, dass die Schultüte der kleinen Signorina den Schulstart erleichtern wird. Denn irgendwie scheint ihr das Ganze noch nicht geheuer zu sein. Das kann ich gut verstehen. Ich selber habe an
meine eigene Schulzeit sehr gemischte Erinnerungen. Da ich selber auch schon etliche Male vor einer Klasse gestanden habe weiss ich, dass der Lehrerjob alles andere als einfach ist. Ich denke aber auch, dass eine Lehrperson den Kindern sehr viele positive Dinge auf den Lebensweg mitgeben kann. Genau so kann eine Lehrperson aber auch viel kaputt machen, wenn sie ihren Job nicht gut macht und ihre Verantwortung nicht wahrnimmt. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass die kleine Signorina in ihrer Schulzeit von lieben und verständnisvollen Lehrern begleitet wird und gute Freunde findet. Es müssen auch gar nicht viele
sein. Ich hatte während meiner Schulzeit vielleicht drei wirklich ganz gute Freundinnen. Mich freut es, dass der Kontakt zu ihnen bis heute hält. Und das Schöne ist ja, dass ich für die kleine Signora da sein kann und als Patin die Ehre habe sie Stück für Stück in das Leben hinaus zu begleiten. Denn was gibt es Besseres, als wenn man die Gelegenheit hat einen kleinen Menschen zu prägen. Und sollte sie dann irgendwann genug haben von der Schule, kann ich immer noch mit ihr Pink Floyd auf Vinyl hören, bis dahin habe ich hoffentlich endlich einen Plattenspieler, „we don‘t need no education“ mitgrölen, ihr versichern, dass es auch schon 20 Jahre vorher nicht immer einfach war und ihr dann wieder einen liebevollen Schubser in die richtige Richtung geben. Das ist das Vorrecht von Patentanten;)
Ich wünsche also allen Eltern, Paten und Lehrern da Draussen jeden Tag viel Freude und Energie für Eure grosse und wichtige Aufgabe und allen Kindern einen guten Start in das neue Schuljahr!
Herzlichst, Eure Signora Pinella