La Florentia – blühendes, beeindruckendes Florenz…

von | Jun 19, 2014 | Segreto Firenze | 3 Kommentare

Bisher habe ich ein Thema auf meinem Blog völlig vernachlässigt. Denn obwohl ich immer wieder über Florenz schreibe, habe ich Euch nur wenige und punktuell ein paar Bilder davon gezeigt. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass ich nun doch schon recht lange hier bin und eher mit einem bestimmten Ziel durch die Stadt gehe, anstatt mich auch mal treiben und all die Schönheit auf mich wirken zu lassen. Deshalb habe ich nun die Bilder hervorgekramt, welche ich bei meinem ersten Florenz Aufenthalt im Oktober 2013 gemacht habe. Also quasi mein erster Blick auf meine neue Heimat.
Kennt Ihr das, das man eine Stadt oder einen Ort besucht und sofort ein Gefühl dafür entwickelt? Vor diesem Moment hatte ich bei unserer Ankunft in Florenz besonders Angst. Was, wenn ich ankomme und die „Vibes“ einfach schlecht sind? Wenn ich die Stadt nur hässlich und doof finde? Zum Glück machte mir Florenz die Ankunft leicht. Wir waren an einem kalten, nebligen Herbsttag in der Schweiz abgefahren und kamen in Florenz im Sonnenschein und Spätsommer an. Die Stadt schien sich richtig Mühe zu geben, auch ja alles richtig zu machen. Im ersten Restaurant, in das wir uns setzten lief die Platte von Ella Fitzgerald und Louis Armstrong, auf der sie Stücke von George Gershwin interpretieren – also eine meiner liebsten CDs überhaupt. Das Essen war köstlich und über die ganze Szenerie wachte der azurblaue Himmel.
Florenz hat mir seither auch etliche Male sein anderes Gesicht mit kalten, feuchten Nebeltagen, hochnäsigen Bewohnern (ja, auch wenn es ein Klischee ist, die Florentiner sind kein einfaches Völkchen) und unglaublich nervigen Touristenmassen gezeigt. Der Aufenthalt in Florenz hat sich durch den Beruf vom Signore halt einfach so ergeben. Die Stadt haben wir uns nicht ausgewählt. Und doch realisiere ich von Tag zu Tag immer mehr, dass es ein schöner Ort und eine gute Stadt ist, um ein Jahr lang hier zu leben. Florenz hat mit seinen 366‘000 Einwohnern eine beachtliche Grösse und trotzdem kommt es mir oft eher vor wie ein Dorf. Es kommt bereits ab und zu vor, dass ich in der Stadt oder auf dem Bus Bekannte treffe.
Florenz erinnert mich immer ein bisschen an München. Warum weiss ich nicht und vielleicht ist der Vergleich auch völlig an den Haaren herbeigezogen. Der englische Garten würde dann dem Giardino Bobboli entsprechen, das Rathaus dem Pallazzo Vecchio und so weiter. Universitätsstädte sind es auch beide und die Touristen nerven sowieso überall. Vielleicht hinkt der Vergleich doch nicht so sehr?

Was mir an Florenz besonders gefällt, ist die hohe Dichte an Kunstwerken. Nirgends auf der Welt lassen sich so viele bedeutende Kunstwerke auf so kleinem Raum finden wie in Florenz. So viele weltberühmte Werke, über die in meiner Ausbildung stundenlang referiert wurde, kann ich hier im Original und all ihrer Pracht bewundern. Jedes Mal, wenn ich beispielsweise vor Botticellis Primavera stehe, habe ich das Gefühl, dass ich mich verneigen oder wenigstens die Schuhe ausziehen sollte, um ihm den nötigen Respekt zu zeigen. Völlig blödsinnig, ich weiss… Manchmal beschleicht mich jetzt schon die Angst, dass ich in diesem Jahr etwas verpassen könnte. Gerade heute Morgen wurde mir beispielsweise bewusst, dass der Schweizer Maler Arnold Böcklin in Florenz lebte und arbeitete und in Fiesole begraben wurde. Ich muss also unbedingt Böcklins Grab besichtigen. Und der arme Signore wird bei den meisten dieser Aktionen mitgeschleift, muss sich meine Schwärmereien anhören und dann noch mit mir über die Bedeutung der Werke diskutieren… Poverino… 

Florenz wurde von Cäsar nach der Göttin der Blumen und des Wachstums Florentia getauft. Das passt gut, da Florenz in einer Sumpfregion gelegen, unglaublich feucht und daher sehr grün ist. Ursprünglich war Florenz übrigens ein Militärlager. Das höher gelegene Fiesole, das von den Etruskern gegründet wurde, wird noch heute als die eigentliche Wiege der Florentiner angesehen. „Wir sind Etrusker und keine Römer“, betonen die Florentiner immer wieder. Denn die Etrusker seien bereits viel früher viel höher entwickelt und den Römern sowieso in allem überlegen gewesen. Eben, überlegen sind die lieben Florentiner immer gerne… Jedenfalls ging es mit den Etruskern nach dem Einfall der römischen Truppen ganz schnell bergab und sie lösten sich mehr oder weniger in der römischen Kultur auf.
Ihre Blütezeit erlebte die Stadt, die als Wiege der Renaissance gilt, hier darf man übrigens immer nur vom Rinascimento sprechen – das ist gaaaaaanz wichtig, im 15. Und 16. Jahrhundert unter der Führung der Medici. Die Medici gelangten durch ihren Geldhandel an die Macht, adelig waren sie nicht. Dieses Manko versuchten sie durch geschickte Heiratspolitik auszugleichen. In dieser Zeit liessen sich auch viele berühmte Künstler wie Michelangelo und Leonardo da Vinci in Florenz nieder. Galileo Galilei war der Hofmathematiker der Medici und Machiavelli ihr Chronist.
Und so ginge es noch seitenweise weiter… Ich versuche erst gar nicht an, die Geschichte der Stadt komplett darzustellen. Sonst würde dieser Post mehrere Seiten lang. Und eigentlich geht es heute ja vor allem um die Bilder. Ich bin schon froh und dankbar, wenn ich bis Ende Jahr einen Bruchteil der Essenz dieser Stadt erfasst habe.
Ich wünsche Euch allen da Draussen, dass auch Ihr immer wieder die Gelegenheit bekommt, über den Tellerrand hinaus zu blicken! Manchmal tut das ganz gut…
Herzlichst, Eure Signora Pinella