Virtuelle Ferien im Chianti…

Virtuelle Ferien im Chianti…

Virtuelle Ferien im Chianti…

Etliche liebe Leserinnen meines Blogs haben mir rückgemeldet, dass ihnen das Lesen virtuelle Ausflüge in eine andere Welt ermögliche, die sie wegen ihrer Kinder und Arbeit im Moment selber nicht machen können. Also habe ich mich entschieden heute über einen Ort zu schreiben, der
vermutlich jedes gestresste Mami-Herz und natürlich auch die Herzen aller Weinliebhaber höher schlagen lässt: „Le Filigare – viticoltura & agriturismo in Chianti“ Signore Pinella und ich wurden kürzlich dorthin eingeladen um das Gut kennen zu lernen und den erstklassigen Chianti zu degustieren. Das Gut liegt direkt auf der Grenze zwischen Florenz und Siena etwas ausserhalb von San Donato in Poggio. Wenn ich sage zwischen Florenz und Siena, dann meine ich es auch so. Denn das Haupthaus liegt auf Florentiner Boden und das Gästehaus gehört bereits zu Siena.

Die Anfahrt über einen holperigen Steinweg lohnt sich. Das Gut befindet sich zuoberst auf einem für die Toskana typischen Hügel und von hier aus hat man einen wunderbaren Rundblick über die liebliche Landschaft – beispielsweise vom grossen Pool aus blickt man beim Baden direkt nach San Gimignano.

In „Le Filigare“ werden aber nicht nur Wein und Grappa, sondern auch Olivenöl produziert. So sind Haupt- und Gästehaus umgeben von Olivenbäumen und Rebbergen.
Im Gästehaus können je nach Bedarf Appartements mit einem, zwei oder drei Schlafzimmer gemietet werden. Zu jedem gehört eine eigene Küche und ein Gartensitzplatz. Die Zimmer sind im klassischen, toskanischen Landhausstil eingerichtet.
Ich habe Signore Pinella bereits erklärt, dass er einmal mit mir nach „Le Filigare“ in die Ferien fahren muss, wenn ich auch wieder zu tief in den Mühlen aus Arbeit, Familie und sonstigen Verpflichtungen stecken sollte… Also natürlich nicht nur dann!
Ich hoffe, dass Ihr liebe Leserinnen und Leser den virtuellen Ausflug ins Chianti geniessen und ein bisschen schwelgen konntet!
Herzlichst Eure Signora Pinella
P.S. Informationen zum Weingut und zum Agrotourismus „Le Filigare“ gibt es unter: www.lefiligare.it

 

Signora Pinella unterwegs in geheimer Mission…

Signora Pinella unterwegs in geheimer Mission…

Signora Pinella unterwegs in geheimer Mission…

Als kleines Kind hörte ich stundelang die Kassetten mit den Geschichten über die „Fünf Freunde“. Viele von euch liebe Leser werden sie auch noch kennen?! Die fünf Freunde haben im schönen England die verrücktesten Abenteuer mit alten Schiffswracks und geheimen Tunneln erlebt. Umso erfreuter war ich, als ich einen Anruf einer lieben neuen Bekannten erhielt. Sie erklärte mir, dass sie uns eine Führung durch den Vasari-Korridor organisiert hätte. Dabei handelt es sich um einen Geheimgang, der den Palazzo Vecchio, über die Uffizien und die Ponte Vecchio mit dem Palazzo Pitti verbindet. Cosimo I. de Medici liess ihn im Jahre 1565 von seinem Hofarchitekten Giorgio Vasari bauen. Meraviglioso – Wunderbar.

Ich stellte mich also bereits darauf ein, dass ich meine Wanderschuhe und die Stirnlampe montieren und durch den Untergrund und die geheimen Gemäuer von Florenz schleichen könnte. Da sieht man, wie viel ich noch lernen muss. Ein Medici würde nie durch dunkle, muffige und nasse Tunnel gehen. Ein Medici schreitet hocherhabenen Hauptes über den Köpfen des Pöbels hinweg… Also nix mit Stirnlampe… Diese kommt ja schliesslich anderweitig bereits genug zum Einsatz. Denn jedes Mal, wenn ich vergesse, dass ich den Backofen nicht zusammen mit der Waschmaschine und dem Computer verwenden kann, fällt die Sicherung in unserem Appartemento raus und ich muss, da das häufig am Abend passiert, meine Stirnlampe hervorholen und den Schaden beheben. Dabei ist sie
wirklich eine grosse Hilfe!
Wir versammelten uns also am morgen früh auf der Strasse zwischen Palazzo Vecchio und Palazzo Pitti, um durch den knapp einen Kilometer langen Gang zu marschieren. Noch ein bisschen muffig, weil ich auf Anweisung von Signore Pinella ohne Stirnlampe und Gummistiefel losziehen musste, erwartete ich, dass wir nun möglichst schnell in die geheimen Gemäuer abtauchen würden. Doch weit gefehlt. Diesen Geheimgang muss man sich verdienen. Unsere liebe Führerin, eine versierte Kunsthistorikerin, geleitete uns zuerst durch die heiligen Hallen der Uffizien. Auch wenn ich mich wiederhole: Meraviglioso. So lustwandelten wir also an den Werken von Botticelli, Michelangelo und Da Vinci vorbei dem Gang entgegen. Man betritt ihn durch eine Tür im oberenStockwerk der Uffizien und steigt über eine lange Treppe hinab in den Tunnel, in dem sich eine imposante Gemäldesammlung befindet. Ein Kilometer Kunstgeschichte erster Güte. Doch nicht nur die Bilder im Gang beeindrucken, sondern auch der Blick durch die Fenster auf den Arno und die Ponte Vecchio.
Nach dem Überschreiten der Brücke schlängelt sich der Gang quer durch Privathäuser und vorbei an der Kirche Santa Felicita bis zum Palazzo Pitti und endet bei einer völlig unscheinbaren, graublauen Türe gleich neben der Grotta Grande im wunderschönen Boboli Park.
In den Tunnel hineinzukommen ist jedoch gar nicht so einfach (er kann nur geführt und mit  Voranmeldung besichtigt werden). Alle Infos dazu gibt es hier:

„Le Murate“ – wo bewegte Geschichte auf viel Kreativität trifft…

„Le Murate“ – wo bewegte Geschichte auf viel Kreativität trifft…

„Le Murate“ – wo bewegte Geschichte auf viel Kreativität trifft…

„Zuerst möchte ich die Ponte Vecchio sehen, dann noch den Piazza della Signoria und den Palazzo Pitti und den Palazzo Vecchio und den Dom und vielleicht noch die Uffizien und die David Statue und allenfalls noch die Piazzale Michelangelo…“, so lautet das klassische Programm für den Durchschnitts-Florenz-Besucher. Wer länger als ein paar Tage in dieser Stadt verweilt, sieht sich auch ganz gerne einmal einen Ort an, an dem es nicht von Touristen wimmelt. Irgendwann beginnt die bewusste Suche nach den geheimen und verborgenen Plätzen der Stadt.

Einen dieser magischen Plätze habe ich in der „Le Murate“ gefunden. Ein Ort an dem Tragik und Kreativität nahe beieinander liegen. Ursprünglich war der Gebäudekomplex im 14. Jahrhundert als Kloster gebaut worden. 1808 wurde „Le Murate“ dann zum Männer-Gefängnis von Florenz umgebaut. Zur Zeit des zweiten Weltkrieges erlangte „Le Murate“ traurige Berühmtheit, weil dort Gegner des Faschistischen Regimes grausam gefoltert wurden. Laut meinem Sprachlehrer wurde „Le Murate“ nach dem Krieg bis zu seiner Schliessung als Frauengefängnis genutzt. „Le Murate“ heisst so viel wie „die Eingemauerten“ oder auch Bollwerk. Ersteres ist natürlich treffender.
Also, wo früher schwere Mädchen und Jungs, aber auch politisch verfolgte Frauen und Männer zu Recht oder wohl öfter zu Unrecht ihre Haftstrafen abgesessen haben, wird heute musiziert, philosophiert, gegessen und gewohnt. Der ganze Gebäudekomplex wurde einerseits zu Studentenwohnungen und Wohngenossenschaften und anderseits zu Galerien, einem Buchladen, Konzertlokal und Restaurant umgebaut. Kreativität soweit Augen, Ohren und alle anderen möglichen Sinne reichen…
Nebst dem literarischen und musikalischen Seelenfutter wird in „Le Murate“ auch gut für das leibliche Wohl gesorgt. Das Essen ist wohltuend weit entfernt von der schweren Florentiner Küche und jeden Sonntag kann gebruncht werden – auf Wunsch sogar vegetarisch.
Für mich ist „Le Murate“ ein wunderbares Beispiel für die Weite der Möglichkeiten, die sich bieten, wenn die Menschen kreativ sind und zusammen etwas auf die Beine stellen und sie erinnert mich immer wieder daran, dass sich die Geschichte eines Menschen oder eben auch eines Gebäudes von tragisch zu leicht und befreit wenden kann!

Ich habe einen Schatz gefunden

Ich habe einen Schatz gefunden

Ich habe einen Schatz gefunden

Italien ist: Wenn man unverhofft wunderbare Schätze findet…
Ich hatte ja immer schon eine ausgesprochene Schwäche für Märkte. Flohmärkte, Stoffmärkte, Gemüse- und Kräutermärkte und so weiter… Ich befürchte aber, dass meine Vorliebe oder wohl besser gesagt Sucht für Märkte hier in Florenz noch viel schlimmer wird. Das hat vor allem damit zu tun, dass ich hier dank einer lieben Mitschülerin aus der Scuola Michelangelo auf einen Markt aufmerksam wurde, der alle meine Marktpassionen vereint: Den Mercato Sant‘ Ambrogio an der Piazza Ghiberti. https://www.mercatosantambrogio.it/
Hier finden sich auf kleinstem Raum die wunderbarsten Schätze. Der Markt lässt nicht nur Herzen aller Hobbyköche höher schlagen, weil sich hier wunderbares Gemüse und herrliche Früchte und gutes Fleisch finden lassen, sondern macht auch Schuhnärrinnen, Secondhandkleider- und Geschirrsammler und Basteltanten (wie mich) glücklich.
Während drinnen in der grossen, wunderbar altmodischen Markthalle Oliven jeglicher Art, frische Pasta, Käse, Fleisch und Fisch verkauft werden (übrigens kann man dort auch sehr gut und günstig essen. Es sei aber jedem mit schwachem Magen ans Herz gelegt die Finger vom Lampredotto zu lassen. Dabei handelt es sich um gekochten Darm, der scharf gewürzt und mit Sauce versehen in ein Brötchen gepackt wird. Ähnlich wie Kebab…), befinden sich draussen die Stände, welche jeden Mittag, wenn der Markt um 14 Uhr vorbei ist, wieder abgebaut werden. Auch wenn ich gerne durch die grosse Markthalle bummle, hat es mir vor allem der Teil rund um die Halle angetan. Vor allem auch deshalb, weil sich die Stände immer etwas abwechseln und man am Morgen, wenn man auf den Markt geht nie genau weiss, was sich wieder Schönes finden lässt.
Einmal ist es ein neuer Stand mit Schuhen, an dem ich die wunderbarsten roten Pumps gefunden habe, die es wohl auf der Erde je gegeben hat. Leider waren sie mir eine Nummer zu klein und ich musste sie schweren Herzens zurück lassen (aber wer weiss, vielleicht, eines schönen Tages sind sie wieder da, eine Grösse grösser und warten genau auf mich). An einem anderen Tag findet man einen Stand mit altem Spitzenstoff und Band und an einem anderen einen mit herrlichen Küchenkräutern. Habe ich schon erwähnt, dass der Markt für mich wie eine Wundertüte ist?
Und dann gibt es noch einen Stand, mit den grössten Schätzen (natürlich neben all dem herrlichen Gemüse und den Früchten). Hier werden Glas- und Süsswasserperlen und alles was Frau braucht um ihren eigenen Schmuck herzustellen zu Spottpreisen verkauft. In diesem bunten Gewirr könnte ich stundenlang herumwühlen. Heute habe ich also nicht nur für das leibliche- sondern auch für das seelische Wohl der Signora eingekauft. Und würde ich nicht noch Besuch von einer lieben Freundin bekommen, müsste Signore Pinella das ganze Wochenende auf mich verzichten, da ich mit der Schmuckherstellung beschäftigt wäre. Wenigstens habe ich jetzt schon eine Idee für die Geburtstags-und Weihnachtsgeschenke für alle weiblichen Verwandten und Freundinnen…
P.S. der Mercato Sant’Ambrogio ist übrigens nicht der gosse Mercato Centrale, der überall in den Reisführern gepriesen wird. Mir wurde erklärt, dass der Mercato Sant‘Ambrogio der Markt der Urflorentiner sei. Und hier ist das Degustieren der Produkte ein fester Bestandteil des Marktbesuches. Doch nicht nur da zeigen sich die Marktleute grosszügig. Oft erhält man eine Tomate oder eine Apfel und manchmal sogar ein Körbchen Erdbeeren zusätzlich geschenkt… Oder eben in meinem Fall einen weiteren Strang Perlen. Oh, was bin ich für ein Glückskind…;)

Rosagoldener Abend auf der Piazzale Michelangelo…

Rosagoldener Abend auf der Piazzale Michelangelo…

Rosagoldener Abend auf der Piazzale Michelangelo…

Vor knapp fünf Wochen sind Signore Pinella und ich in Bella Firenze angekommen. Es ist eine spezielle Situation, wenn man nicht nur für einen kurzen Städtetrip an einen anderen Ort reist, sondern wenn man weiss, dass man hier in ganzes Jahr lang leben wird. Entgegen allen meinen Befürchtungen haben wir uns schnell in der hübschen Stadt am Arno zu Recht gefunden. Und verlässt man seine eigenen vier Wände, finden sich im Handumdrehen wunderbare Plätze und interessante Menschen.

So richtig haben wir unsere Herzen bei einem Besuch der Piazzale Michelangelo für die Stadt geöffnet. An einem, für den Januar erstaunlich warmen, Samstagnachmittag haben wir uns auf den Weg  zu diesem Aussichtspunkt gemacht. Von dort aus soll man einen wunderbaren Blick auf den Arno und die Stadt haben. Und obwohl unsere Wohnung luftlinienmässig nicht weit von der Piazzale entfernt liegt, zog sich der Aufstieg doch noch etwas hin….

Vor allem auch deshalb, weil Signore Pinella mich auf Schritt und Tritt davon abhalten musste von den wunderbaren Efeuranken zu stibitzen, welche üppig die Mauern am Strassenrand überwucherten. Irgendwann muss ich bei Nacht und Nebel nochmal alleine losziehen… Aus dem Efeu liessen sich wunderbare Kränze basteln. Aber das nur ganz nebenbei.

Der Piazzale Michelangelo wurde 1865 gebaut, als Florenz für kurze Zeit die Hauptstadt Italiens war. Von der Aussichtsterrasse sind sowohl die Ponte Vecchio, wie auch der Dom, der Palazzo Vecchio und die umliegende Hügellandschaft zu bewundern. Einmal die ganze Rundumsicht auf Firenze. Über die Aussicht wacht mitten auf dem Platz eine Bronzekopie von Michelangelos David, einem weiteren Wahrzeichen der Stadt.

Dass der Piazzale Michelangelo bei weiten kein Geheimtipp mehr ist, zeigte sich an den Touristenströmen, die uns entgegenkamen. Und sowas Ende Januar… Wenigstens machten sie sich schon wieder an den Abstieg. Oben angekommen wurde es nicht besser und wir wären sicher etwas genervt gewesen, wenn da nicht der Ausblick auf die Stadt gewesen wäre. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten sie in ein warmes, goldenes Licht und färbten den Abendhimmel zartrosa. Atemberaubend…
Und ob das nicht genug wäre, begannen auch noch die Glocken der vielen Florentiner Kirchen zu läuten. Eigentlich Kitsch pur. Etwas später gesellte sich  ein Sänger mit Gitarre dazu, der bekannte Singer Songwriter Songs auf Italienisch zum Besten gab. Da mussten wir uns endgültig geschlagen geben. Firenze hatte unsere Herzen erobert…