Warum Schreiben Gold und Julia in Florenz eine Beatrice ist…

von | Mai 15, 2014 | Pinellas Trouvaillen | 7 Kommentare

Die Julia von Florenz heisst Beatrice und wer nicht viel mit dem Schreiben von (Liebes)briefen am Hut hat, sollte spätestens bei einem Besuch in dieser Stadt damit anfangen. Damit Ihr Liebe Leserinnen und Leser das verstehen könnt, muss ich zuerst etwas ausholen…

Über Dante Alighieri (1265 – 1321) Freigeist und Autor der „Divina Comedia“ habe ich ja schon öfter geschrieben. Häufig wird in Florenz im gleichen Atemzug wie Dante ein zweiter Name genannt: Beatrice. Beatrice ist für Florenz, was Julia für Verona ist. Nach unerfüllter Liebe viel zu früh gestorben – so möchte man zumindest meinen. In Tat und Wahrheit verhielt es sich in dieser Geschichte etwas anders als bei Julia. Denn ob Beatrice überhaupt nur ein Funken romantische Gefühle für Dante hegte und ob sie überhaupt existierte, ist bis heute nicht bekannt.

Das Grab der Beatrice in der kleinen Kirche „Santa Margherita de‘ Cerchi“ ist ein Zufluchtsort für gequälte und liebeskranke Seelen. Vor dem Grab befindet sich ein Korb, der mit Zetteln gefüllt ist. Darauf haben Hilfesuchende in der Hoffnung, dass Beatrice ihnen hilft, ihre Anliegen geschrieben. Ähnlich wie im Film „Letters to Juliette“ in Verona. Obwohl mir nicht bekannt wäre, dass die Bittschreiben an Beatrice von irgendwelchen selbsternannten Sekretärinnen beantwortet werden würden.

Um der Wahrheit genüge zu tragen kurz ein paar Fakten zu Dante und Beatrice. Grundsätzlich ist es bis heute umstritten, ob Beatrice wirklich existierte oder nur ein literarisches Wunschgebilde Dantes war. In der kleinen Grabeskirche liegt jedenfalls Bice (Beatrice) Portinari, eine Florentiner Kaufmannstochter, begraben. Einigen Überlieferungen zufolge starb sie mit 27 Jahren im Kindbett. Andere Quellen berichten, sie sei bereits mit 24 Jahren während einer Epidemie ums Leben gekommen. Wenn sie denn wirklich existierte, hat Dante seine Beatrice vielleicht nicht mehr als drei Mal gesehen. Trotzdem hat er sie zu einer der wichtigsten Figuren in seiner „Divina Comedia“ gemacht, in der er von Beatrice vom Fegefeuer in den Himmel geleitet wird. Im realen Leben war Dante mit Gemma di Manetto Donati verheiratet. Sie gebar ihm vier Kinder. Als Dante jedoch aufgrund seiner politischen Überzeugungen ins Exil verbannt wurde, folgte sie ihm nicht. Vermutlich war diese Beziehung weniger romantisch überspannt, als jene zu Beatrice.

Fakt bleibt, dass es Dante irgendwie zu verpasst haben scheint, seiner Geliebten, wenn die denn existierte, seine Gefühle mitzuteilen. Ist ja auch nicht so einfach. Wer in Florenz trotzdem von grossen Gefühlen übermannt werden sollte und diese niederschreiben möchte, findet praktisch an jeder Ecke eine Cartoleria. In diesen kleinen, hübschen Läden kann man wunderbar Geschenkpapier (dazu ein andermal mehr), Briefpapier, Schreibzeug und sogar Siegel kaufen. Ich mag Siegel sehr. Also ich mag ja das geschrieben Wort sowieso. Und wenn ein Text handgeschrieben und auf schönem Papier daher kommt ist das einfach perfetto… Und wenn denn schon süsse Worte mit viel Liebe niedergeschrieben werden, verdienen sie auch eine schöne Verpackung und ein Siegel, das sie vor neugierigen Blicken schützt. Mir gefällt dieser Gedanke. Also habe ich mich nun mit Wachs und Siegel eingedeckt – schliesslich eignet sich das auch zum Verzieren von Geschenken und nicht nur zum Verschliessen geheimer Liebesbotschaften an den Signore Pinella. Ich glaube, er wäre davon wohl eher etwas irritiert…;)
Ich bin mir ja durchaus der Vorteile von SMS und E-Mail bewusst. Trotzdem ist es persönlicher eine schöne Karte oder einen Brief zu erhalten. Na ja, wenn sie denn ankommen und wenn man sie denn aus dem Briefkasten fischen kann. Bisher haben alle Briefe nämlich ewig gebraucht und wenn sie angekommen sind, brauchte ich eine gewisse Zeit, um sie aus unserem Briefkasten zu holen. Denn
einen Schlüssel dazu haben wir bis heute nicht…
Da das Empfangen von Post bei mir nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist, habe ich entschieden, dass ich dafür ein paar schöne Ansichtskarten und versiegelte Briefe verschicken werde. Das macht schliesslich auch Freude. Wäre schön, wenn es mir einige von Euch gleichtun und wenn Ihr Euren Lieben einmal wieder auf Papier ein paar nette Worte schreiben würdet… Wie heisst es schon wieder „Reden ist Silber, Schreiben ist Gold?!“;)
Herzlichst, Eure Signora Pinella