Mein Leben zwischen Sprachlosigkeit und dem „H“…
„Vier feindselige Zeitungen sind mehr zu fürchten, als tausend Bajonette“, soll Napoleon Bonaparte einmal gesagt habe. Dieser ist in Florenz übrigens ganz und gar unbeliebt, da seine Truppen 1800 die Toskana besetzten. Diese Episode endete zwar bereits wieder 1807, aber in der Zwischenzeit hatten die Truppen genügend Zeit sich in den prunkvollen toskanischen Palästen einzunisten und einen grossen Teil der Kunstschätze der Medici nach Frankreich abzutransportieren. Was sie sonst noch alles anstellten (was Besatzer halt so machen), wollen wir hier jetzt nicht im Detail erörtern. Eigentliche geht es mir bei diesem Post weniger um Geschichte, als um die Macht der Worte und Sätze und dass diese zuweilen auch wunderbar zu Dekorationszwecken verwendet werden können. Obwohl ich mir immer einbildete, dass ich mich mit meinen Französischkenntnissen und meinem rudimentären Latein wunderbar auf Italienisch würde verständigen können, litt oder leide ich teilweise immer noch, wenn ich feststelle, wie viel der Sprache mir noch fehlt. Ich denke dabei nicht an schwierige Fachbegriffe, die man beispielsweise braucht, wenn etwas im Haushalt kaputt geht oder man endlich schnelleres Internet installieren lassen möchte…
Nein, es sind häufig ganz einfache Sachen, bei denen ich im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos bin. Was heisst nochmal Gramm, ich hätte gerne 500 (das kann ich mir dank dem Fiat500 problemlos merken) Gramm was denn schon wieder? Hmmm was heisst Feldsalat auf Italienisch? Das Hirn rattert verzweifelt, während der/die Verkäufer/in versucht mein Kauderwelsch zu verstehen. „Si si questo“, antworte ich dann jeweils ganz erleichtert, wenn sie mit dem Finger auf das Richtige zeigen (was ich ja auch hätte tun können) und sage dann einfach irgendwann „bene“, wenn die Tüte vollgepackt ist. Mittlerweile ist es nicht mehr ganz so schlimm. Aber ja, mir fehlt es, einfach drauflos zu plappern und mit den Leuten über Gott und die Welt oder einfach das Wetter zu plaudern…
Es sind dann auch dieses Tage, an denen man sich im wahrsten Sinne des Wortes schrecklich unverstanden fühlt, an denen man manchmal ein paar starke Worte braucht. Besonders dann, wenn Freunde und Familie meilenweit weg sind und man den lieben Marito (das konnte ich mir merken, weil es ein hübsches Wörtchen ist) nicht mit dem ewig gleichen Gejammer nerven will. Also ziert unser Florentiner-Sofa nun ein Kissen mit der Aufschrift „Happiness is not a destination, it is a way of life“. Der gleiche Spruch findet sich als Bild bereits in unserer Schweizer-Wohnung. Und auch wenn es vielleicht etwas Mainstream ist, ja es stimmt: Glück ist manchmal eine Einstellungssache und
wenn einem etwas nicht passt, macht es zeitweilig Sinn einfach weiterzumachen, anstatt zu jammern. „Keep calm and carry on“ ist daher an unserer Haustüre zu lesen. Ja, la vita ist nicht immer bella in Italien und es braucht manchmal Durchhaltevermögen um sich über Sprachblockaden und interkulturelle Differenzen hinweg verständigen zu können.
wenn einem etwas nicht passt, macht es zeitweilig Sinn einfach weiterzumachen, anstatt zu jammern. „Keep calm and carry on“ ist daher an unserer Haustüre zu lesen. Ja, la vita ist nicht immer bella in Italien und es braucht manchmal Durchhaltevermögen um sich über Sprachblockaden und interkulturelle Differenzen hinweg verständigen zu können.
In Florenz gibt es übrigens einen kleinen Buchstaben, der die ganze Verständigung erheblich erschwert: Den H. Ja es liegt alleine am H. Denn obwohl hier scheinbar das höchste, reinste und vor allem dialektfreiste Italienisch gesprochen wird und die Geister von Dante, Petrarca und wie sie alle heissen immer noch durch die Gassen wehen, erschwert einem hier das H das Leben unglaublich. Denn es reicht nicht, wenn man die Wörter versteht, wie sie im Lehrbuch geschrieben sind, man muss sie dann auch noch mit dem H übersetzen. Casa wird dann beispielsweise zu Hasa, Coca Cola heisst hier Hoha Hola (ja, das ist kein Witz) und dann gibt es noch so Dinge wie huesto und hualhehosa und so weiter. Sprachsünden in meinen Augen – gefälliger Lokalkolorit in den Augen der Florentiner. Ich gebe es ja zu, mit einem langgezogenen, nicht minder ordinärem
„Äuä“ würde ich die Florentiner wohl auch schockieren…
„Äuä“ würde ich die Florentiner wohl auch schockieren…
Das Übersetzen, Konjugieren, Versuchen die Dinge und Menschen zu verstehen wie sie sind, ist hier mein tägliches Brot. Kein Wunder also, dass ich mich manchmal nach ein paar klaren, leicht verständlichen Worten sehne… Übrigens: Die Imperative sind im Italienischen am einfachsten zu lernen. Wohl einfach auch, weil es hier dazu gehört den anderen zu sagen, was sie zu tun haben (ich habe mich letzthin in einem Kaffee mit einer deutschen Freundin aus der Sprachschule über eine Sprachübung unterhalten, die wir als Hausaufgaben lösen sollten. Postwenden wurden wir vom Nachbartisch her angesprochen und gefragt, warum wir zusammen Deutsch sprechen würden, wenn wir doch italienisch lernen sollten und dann wurden wir angewiesen Italienisch zu sprechen…). In dem Sinne: Vai, geniesse den Tag und jedes Wort, das du verstehst!