La Casa – das Haus oder vielmehr das Zuhause ist in Italien scheinbar ein heiliger Ort. Und im Gegensatz zur Strasse, auf der man seinen Hund schon mal einen Haufen machen lässt, ohne dass man ihn wegräumt (den Haufen meine ich, nicht den Hund) und achtlos eine Verpackung, wohlgemerkt aus Plastik und nicht aus biologisch abbaubarem Papier, fallen lässt, muss das Haus sauber und ordentlich sein. Es könnte ja sein, wurde mir kürzlich erklärt, dass man seinen/seine Traumpartner/in beim nächsten Streifzug durch die Stadt treffen könnte und dann mit Nachhause nehmen möchte… Und eben deshalb muss das Zuhause beim Verlassen genau so aussehen, das der neue Fang direkt von der Mama weg, bei einem einziehen möchte. Na ja, über die Wohnsituation möchte ich mich eigentlich nicht lustig machen, denn die hat nicht nur mit klammernden Müttern,
sondern auch mit sehr schwierigen Arbeitsbedingungen zu tun. Als ich mich letzthin in der Sprachschule mit der Begründung abmeldete, dass ich zur Arbeit müsse, wurde ich mir erklärt, dass ich froh sein solle überhaupt eine Arbeit zu haben.
Eigentlich waren wir ja beim Zuhause. In den heiligen heimischen Hallen soll es also sauber und gemütlich sein. Obwohl auch hier die Auffassungen, wie Gemütlichkeit und vor allem Sauberkeit auszusehen haben, weit auseinander gehen. In Florenz haben die meisten Häuser dicke Mauern und einfache Fenster, ohne Doppelverglasung, die bisweilen schlecht schliessen und durch die schon mal der Wind gehörig hineinpfeift. Was im Sommer für die gewünschte Abkühlung sorgt, peinigt die Bewohner im Winter mit feuchter Kälte, die einem bis auf die Knochen geht und gehörig frieren lässt.
Mein Wundermittel erster Wahl dagegen sind Kerzen. Sie haben einerseits einen ganz praktischen Wärmeeffekt, anderseits wärmen sie mit ihrem warmen Licht auch die Seele und verströmen, wenn man wie ich von allen guten Geistern verlassen ist und im Rinascente (das Kaufhaus erster Wahl in Florenz mit einer bombastischen Haushaltsabteilung und einem Kaffee aus dem Dach, von dem aus man über die ganze Stadt sieht. Aber dazu ein andermal…) eine Duftkerze für geschlagene 15 Euro kauft, auch noch einen betörenden Duft. Was zuweilen in kalten, feuchten und muffigen Gemäuern auch sehr sinnvoll ist. In den vielen Antiquitätengeschäften der Stadt lassen sich auch wunderschöne Kerzenständer finden. Aber Achtung: Die Preise sind gesalzen und gerade als Ausländer wird man oft über den Tisch gezogen. Nichts desto trotz habe ich mir einen wunderschönen geschwungenen Kerzenständer und dazu eine Glasplatte mit Goldrand geleistet.
Zweites Hausmittel gegen die Kälte sind warmer Tee (auch dazu ein andermal mehr) und Kissen, in die man sich hineinkuscheln und dazu eine schöne Zeitschrift lesen kann. In meinem Fall vorzugsweise ein Mode- oder Einrichtungsheft oder zur Abwechslung auch mal ein Kochjournal. Dazu muss ich sagen, dass sich hier eine Fülle von wunderbaren Dekorationszeitschriften finden lässt. Und ich dachte immer, dass wir im Verlagswesen in der Schweiz die Nase vorne hätten. Pustekuchen… Und dazu kommt, dass das Erlernen einer fremden Sprache mit schönen Bildern einfach viel mehr Spass macht.
Zu den Kissen muss ich noch sagen, dass ich allen rate sie zu besorgen, bevor der Traummann/die Traumfrau auf der Bildfläche erschienen ist. Signore Pinella denkt nämlich langsam, dass ich eine Art Kissen-Obsession entwickelt habe… Wie er wohl auf sowas kommt?
In dem Sinne: Benvenuti a casa!
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Signora Pinella, deine Kissen-Obsession kann ich absolut nachvollziehen.�� Ich glaube auch Signor Pinella bettet sich gerne weich und lauschig��
Das glaube ich auch liebe Ladysunshine;)