Ein himmlisches Pesto und die Geschichte vom „Schwarzen Hahn“…

von | Mai 4, 2014 | Kochen&Backen, Segreto Firenze | 2 Kommentare

Nach ein paar Tagen in der Heimat sind Signore Pinella und ich wieder ins schöne Italien zurückgekehrt. Während wir in der Schweiz das wunderbare Wasser (ohne Chlorgeruch) direkt aus dem Wasserhahn und das Zusammensein mit unseren Lieben genossen haben, finden wir uns nun wieder in Italien zurecht. Das müssen wir auch. Schliesslich ist bereits ein Drittel unseres Italienjahres vorbei.
Nichts ist besser geeignet als die italienische Küche, um sich im Gastland wieder heimisch zu fühlen. Das Einkaufen von Lebensmitteln ist etwas von den Dingen, die ich, wenn wir wieder in der Schweiz sind, schrecklich vermissen werde. Saisonal, regional und wenn möglich bio ist in der Schweiz mein Credo. Ersteres kann ich hier problemlos einhalten, da ich zu 95 Prozent auf dem Markt einkaufe (darüber habe ich ja bereits hier geschrieben). Hier werden prinzipiell saisonale Sachen angeboten. Ob alles bio und regional ist, lässt sich leider schwer kontrollieren (Signore Pinella zuliebe verzichte ich hier auf einen Exkurs über die Kontrolle des Gemüsemarktes durch das organisierte Verbrechen… Mein lieber Marito ist meine Vorträge und Recherchen dazu langsam leid).
Fakt ist aber, dass das Gemüse und die Früchte grundsätzlich viel mehr Sonne bekommen als in der Schweiz und einfach himmlisch schmecken. So bekommt der liebe Signore Pinella fast täglich ein riesiges Gemüsebuffet aufgetischt. Ob er sich darüber freut, weiss ich nicht genau…
Da auch der Käse sehr gut ist und man unglaublich leckere, frische Pasta kaufen kann (ein Geheimtipp sind Pecorino-Birnen-Ravioli), wird im Hause Pinella oft vegetarisch gekocht, da ich schlicht vergesse noch Fleisch zu kaufen (vielleicht ist es auch ein Freudsches-Vergessen, da ich beim Fleisch immer sehr kritisch bin und am liebsten mit den Kühen per Du bin, die später
auf meinem Teller landen. Denn dann weiss ich wenigstens, wo das Fleisch her kommt).
Das Essen hat im Hause Pinella einen grossen Stellenwert. Also möchte ich Euch lieben Leserinnen und Lesern einen kleinen Kochtipp (eigentlich wird dabei zwar nicht gekocht) weiter geben, von dem alle Gäste beeindruckt sind und der sich super einfach zubereiten lässt: Pesto – und zwar das klassische, grüne Pesto alla Genovese…
Pesto kann so einfach und simpel selber zubereitet werden und wertet jedes Teigwarengericht auf. Das klassische Pesto alla Genovese besteht aus folgenden Zutaten: ein Strauss frischer Basilikum, Pinienkernen, Knoblauch, Pecorino oder Parmesan etwas Salz und Pfeffer und viel Olivenöl.
Da ich mein Pesto immer frei Handgelenk mal Daumen herstelle, kann ich euch leider auch nur ungefähre Mengenangaben machen – ich koche einfach lieber nach Gefühl, Nase und Geschmack als nach Tabellen…
Hier trotzdem der ungefähre Ablauf:
     1.   Basilikum im Mörser verreiben (man kann auch den Mixstab benutzen, aber das kann angeblich den Geschmack des Pestos wegen der Hitze verfälschen – also Vorsicht mit den Drehzahlen. Wenn ich meine faulen fünf Minuten habe, verwende ich übrigens auch lieber den Mixer… Und für die oberfaule Variante gebe ich einfach alle Zutaten in eine Schüssel oder einen Becher und püriere das Ganze mit dem Mixstab – komischerweise gelingt es so am Besten…).
     2. Pinienkerne (etwas so 200 Gramm) und eine kleine Knoblauchzehe dazu geben und ebenfalls verreiben oder mixen.
     3.  Die Pinienkernen und den Basilikum in einer Schüssel mit dem geriebenen Käse vermengen (auch hier mindestens 200 Gramm).
     4. Dann soviel erstklassiges Olivenöl dazu geben, bis eine sämige Masse entsteht und das Ganze mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Auf dem erstklassigen Olivenöl muss ich leider bestehen, da ich diesbezüglich in Italien viel dazu gelernt habe. Denn das Olivenöl, der Wein und der Kaffee haben hier einfach eine ganz andere Qualität und Klasse. Dem Kaffee will ich mich in ein anderes Mal genauer widmen. Aber noch was zum Thema Öl und Wein. In der Toskana wird einem der Kauf dieser zwei Dinge durch das Label „Gallo Nero“ erleichtert. Denn wo dieses Label drauf ist, ist Qualität drin. Wein mit dem „Gallo Nero“ wird übrigens nach ganz Europa exportiert und kann in der Schweiz beispielsweise sogar im gut assortierten Grossmarkt gekauft werden.
Und hier die Geschichte dazu, wie Öl und Wein zum Siegel mit dem schwarzen Hahn kamen:Angeblich seien die Städte Siena und Florenz schon seit jeher verfeindet gewesen. Besonders die Chianti-Gegend (siehe auch hier) stellte einen Hauptstreitpunkt dar. Also versuchten Florentiner und Senesi das Problem auf ordentliche Art und Weise zu lösen. Dazu sollten der schnellste Reiter aus Florenz und der schnellste Reiter aus Siena beim ersten Hahnenkräh losreiten und dort wo sie sich treffen würden, würde dann die Grenze zwischen Siena und Florenz verlaufen. Und nun kommt der komplizierte Teil, da es mindestens zwei Versionen der Geschichte gibt.

Variante eins besagt, dass sich die Florentiner heimlich in Siena eingeschlichen und einen Sack über den Kopf des Hahns gestülpt hätten, so dass dieser nicht realisierte, dass es hell wurde und nicht krähte. Die zweite Version der Geschichte geht so, dass die Florentiner ihrem Hahn (was auch nicht sehr tierfreundlich ist) kein Essen gegeben hätten. So krähte er schon mitten in der Nacht und der Florentiner Reiter konnte viel früher los. So oder so gehört der grösste Teil des Chiantis heute zu Florenz. Und der Titel „Gallo Nero“ bürgt für zertifizierte, hochwertige Weine und Öle aus dem Chianti Gebiet zwischen Siena und Florenz.
Ihr liebe Leserinnen und Leser werdet eure Gäste bei der nächsten Einladung garantiert mit Eurem hausgemachten Pesto und einem guten „Gallo Nero“-Chianti inklusive kleiner Geschichtslektion beeindrucken!
Herzlichst, Eure Signora Pinella