„Lingue di Suocera“ – oder warum Mütter (fast) Heilige sind…

von | Okt 24, 2014 | Kochen&Backen, Vita Italiana | 6 Kommentare

Heute habe ich ein Rezept für wahrhaft leckere Schwiegermutterzungen für Euch – ja die Dinger heissen hier in Italien so. Also eigentlich ist ihr Name „Lingue di Suocera“. Für kreative Namensgebungen sind die Italiener ja sozusagen Spezialisten. Ich mag das.
Die Schwiegermütter an und für sich sind ohnehin immer wieder ein Thema. Mir wurde bereits etliche Male erklärt, dass jede Schwiegertochter in den Augen der Schwiegermutter eine Diebin sei und der Familie den Sohn wegnehme. Auch sonst scheint in der italienischen Gesellschaft keine Figur so wichtig zu sein wie die Mama. Während man sich über die Schwiegermama eher lustig macht – es gibt hier auch wirklich leckere Nüsse im Zuckermantel zu kaufen, die „Adormentare Suocera“ heissen (die Idee ist, dass die jungen Männer ihren Schwiegermüttern solche Nüsse beim Besuch ihrer Angebeteten mitbringen, die zukünftige Schwiegermutter vom Zucker müde wird und einschläft und das Liebespaar ein paar ungestörte Stunden miteinander verbringen kann) – ist die Mama schon fast eine Heilige.
Ich backe seit vielen Jahren Schwiegermutterzungen. Einfach weil sie zusammen mit Oliven gut zu einem Glas Wein passen. Letzte Woche kam die liebe Gabriela vom Blog GwieGabriela (hier geht’s zu ihrem Blog) zu einem Glas Wein vorbei und da habe ich eben für sie „Lingue di Suocera“ gebacken. Wir haben den ganzen Abend lang gequatscht und waren uns ziemlich schnell einig, dass das „Schwiegermutter-Phänomen“ durchaus universell sei und sich bei Weitem nicht nur auf Italien beschränke.
Wenn ich dann Mamas wie beispielsweise Gabriela sehe (schaut Euch z.B. einmal auf ihrem Blog an, wie liebevoll sie ihren Kindern jeweils einen Geburtstagstisch vorbereitet), wird mir dann wieder bewusst, was Mütter
alles für ihre Kinder auf sich nehmen und warum es vielleicht gar nicht so einfach ist, die Kleinen dann einmal ziehen zu lassen. Der Schlaf kommt zu kurz und die Freizeit auch und sowieso wird man als Mama wohl herzlich wenig nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen gefragt. Und trotzdem geben sie jeden Tag ihr Bestes für diese kleinen Wesen. Vielleicht kommt die Idee, dass die Mama eine Heilige sei nicht ganz von ungefähr. Die Mütter in meinem Umfeld hätten alle mindestens einen Orden für ihre Arbeit, jeden Tag einen grossen Strauss Rosen oder zumindest ab und zu ein Glas Wein und Schwiegermutterzungen dazu verdient.
Meine Mama (auch eine dieser Ordensträgerinnen) hat mir als Kind übrigens immer die Geschichte von Ruth und Noemi vorgelesen. Sie waren Schwiegertochter und Schwiegermutter und standen sich sehr nahe. Es gibt eben auch Beispiele von sehr harmonischen Beziehungen zwischen der Mama und der Frau des Sohnes.
Und eines muss man den „Lingue di Suocera“ lassen – auch wenn sie aussehen wie überdimensionierte Plapperzungen, schmecken sie einfach hervorragend. Daher habe ich hier das Rezept für Euch:
Zutaten
200 Gramm Mehl, 1dl Wasser, 7 Gramm Trockenhefe, 3 Esslöffel Olivenöl, 1 Kaffeelöffel Salz und grobes Meersalz zum Bestreuen des Teiges
Zuerst wird aus dem Mehl, der Hefe, dem Salz, dem Öl und dem Wasser ein glatter Teig geknetet. Diesen mindestens eine Stunde lang zugedeckt ruhen lassen. Dann den Teig zerschneiden und mit dem Wallholz zu langgezogenen Fladen ausrollen, diese mit dem grobkörnigen Meersalz bestreuen und etwa für 20 Minuten bei 180 Grad backen (sie sollten nach dem Backen richtig knusprig
sein).
Optional können die „Lingue di Suocera“ auch mit Rosmarin, Pfeffer, Knoblauch oder anderen Gewürzen bestreut werden.
Nun wünsche ich Euch allen ein schönes Wochenende. Und besonders den Müttern ein paar entspannte Stunden ganz für sich alleine und den Schwiegermüttern und Schwiegertöchtern viele gute Gespräche und gegenseitige
Dankbarkeit!
Das gilt übrigens auch für die Väter, Schwiegerväter und Schwiegersöhne da Draussen!
Herzlichst, Eure Signora Pinella