Zwischen Käse, Kühen und Papierblumen…
Ich habe an dieser Stelle schon öfters geschrieben, dass in meiner Brust mindestens zwei Seelen wohnen. Eine davon ist die Italien-Seele, die das Leben hier im Süden immer wie mehr schätzt und geniesst. Anderseits gibt es die Schweizer-Seele, welche die Alpen liebt und sich nirgends so glücklich und zufrieden fühlt wie zwischen Bergen, Kühen und Käse. Vor einer Woche habe ich hier geschrieben, dass ich den armen Signore in Italien alleine gelassen hätte. Ein Grund dafür war der Chästeilet im Justistal im schönen Berner Oberland.
Einerseits nahm ich am Chästeilet teil, weil meine Familie jeweils eine Kuh im Tal sömmert und anderseits war ich dort, weil ich einen Artikel darüber zu schreiben hatte. Da der Tag einfach ideal war zum Fotografieren, habe ich mehr Bilder gemacht, als ich für meinen Artikel brauchte und möchte Euch heute einige davon zeigen.
Der Chästeilet findet immer an einem Freitag Ende September statt. An diesem Tag holen die Genossenschafter der Alpen im Tal den Käse ab, der den Sommer über produziert wurde. Das Ganze ist ein ziemlich aufwändiges, sehr interessantes Zeremoniell und mittlerweile ein grosses Volksfest.
Jeder, der ein sogenanntes Berg- oder Kuhrecht besitzt, ist berechtigt eine Kuh einen Sommer lang im Tal zu sömmern. Die Bergrechte wurden übrigens in der Gemeinde Sigriswil anhand der Feuerstellen, die es in den
Häusern gab, verteilt. Eine Feuerstelle bedeutete ein Bergrecht (im Berner Oberland waren die Leute lange Zeit sehr arm und daher wohnten meistens mindestens zwei Familien in einem Haus und deshalb wurden die Kuhrechte nicht nach Häusern, sondern nach Feuerstellen verteilt). Unser Bergrecht gehört seit
jeher der Familie meiner Oma (über sie habe ich hier und hier bereits geschrieben). Sie hat es von ihrer Tante geerbt und an meine Mutter weitergegeben. Da wir selber keine Bauern sind, müssen wir jeweils eine Kuh von einem Bauern pachten, die dann den Sommer für uns im Tal verbringt.
Häusern gab, verteilt. Eine Feuerstelle bedeutete ein Bergrecht (im Berner Oberland waren die Leute lange Zeit sehr arm und daher wohnten meistens mindestens zwei Familien in einem Haus und deshalb wurden die Kuhrechte nicht nach Häusern, sondern nach Feuerstellen verteilt). Unser Bergrecht gehört seit
jeher der Familie meiner Oma (über sie habe ich hier und hier bereits geschrieben). Sie hat es von ihrer Tante geerbt und an meine Mutter weitergegeben. Da wir selber keine Bauern sind, müssen wir jeweils eine Kuh von einem Bauern pachten, die dann den Sommer für uns im Tal verbringt.
Die Milch der Kuh wird einmal pro Woche gewogen und so kann Ende Sommer berechnet werden, wie viel Milch eine Kuh im Durchschnitt gegeben hat. Daraus wird dann wiederum berechnet, wie viel Käse den einzelnen Genossenschaftern zusteht. Beim Chästeilet wird der Käse dann aus den Käsespeichern geholt, in sogenannten Losen aufgetischt und dann vom Senn an die Genossenschafter ausgelost. Wie schon gesagt, es ist eine ganze Zeremonie. Wenn dann der Käse abgeholt wurde, werden die Kühe von den Sennen beim Alpabzug aus dem Tal getrieben. Diesen Teil finde ich besonders schön. Leider habe ich ihn in diesem Jahr einmal mehr verpasst, weil ich eben noch meinen Artikel abliefern musste.
Wenn eine Kuh den Sommer über viel Milch gab, darf sie beim Alpabzug eine kleine Tanne zwischen den Hörnern oder wenn sie keine Hörner hat, einen geschmückten Gurt um den Bauch tragen. Ich freue mich immer riesig, wenn unsere Kuh einen sogenannten „Meie“ bekommt. Geschmückt werden die kleinen
Tannen oder die Gurten mit Tannzweigen und Blumen aus Krepp-Papier. Bereits das Basteln der Blumen ist ein schönes Ritual.
Tannen oder die Gurten mit Tannzweigen und Blumen aus Krepp-Papier. Bereits das Basteln der Blumen ist ein schönes Ritual.
Weil sie sich aber auch sonst als hübsche Deko eignen, zeige ich Euch hier, wie die Krepp-Papier-Blumen gebastelt werden.
Zuerst schneidet Ihr aus verschiedenen Farben Krepp-Papier (dieses Papier eignet sich sehr gut für diese Blütenform, da es etwas fester ist – eine Anleitung für Seidenpapierblüten gibt es hier) Streifen aus. Je breiter und länger die Streifen sind, umso grösser werden die Blumen. Ich empfehle Euch Streifen in der Länge von 20 bis 30cm, die etwa 10cm breit sind. Dann faltet Ihr die Streifen der Länge nach und schneidet auf der einen Seite die Blüten zu (siehe Bild). Um den Blütenblättern ihre Form zu geben, rollt ihr sie
über eine Stricknadel und schiebt sie, wenn sie aufgerollt sind noch etwas zusammen. Für die Blütenstempel rollt Ihr ein kurzes Stück Seidenpapier zusammen und schneidet es von oben her ein. Das bildet die Mitte und darum herum drapiert Ihr nun die Streifen mit den Blütenblättern. Zum Schluss wird das Ganze mit einem Draht zusammen gebunden und das überschüssige Krepp-Papier abgeschnitten.
über eine Stricknadel und schiebt sie, wenn sie aufgerollt sind noch etwas zusammen. Für die Blütenstempel rollt Ihr ein kurzes Stück Seidenpapier zusammen und schneidet es von oben her ein. Das bildet die Mitte und darum herum drapiert Ihr nun die Streifen mit den Blütenblättern. Zum Schluss wird das Ganze mit einem Draht zusammen gebunden und das überschüssige Krepp-Papier abgeschnitten.
Hier verlinke ich Euch noch einen Artikel zum Chästeilet, in dem das System des Teilens nochmal erklärt wird.
Ich freue mich nun auf den leckeren Alpkäse (ein Rezept dazu habe ich bereits hier einmal gepostet) und geniesse ihn in Florenz zu einem Glas Chianti. Dann sind beide Seelen in meiner Brust glücklich und zufrieden;)
Euch allen wünsche ich ein schönes und erholsames Wochenende!
Herzlichst, Eure Signora Pinella
Liehe Theresa,
sooo viel Käse. Hab ich Dir schon gesagt, dass ich Käse
total gerne mag? Wir sind ja oft in Österreich (mein Mann
ist Österreicher/Wiener) und in Tirol hat meine Schwägerin
ein Häuschen – also Zweitwohnsitz und da sind wir immer in
jeden Ferien und ganz viel auf den Almen unterweg und es
geht doch nichts über ein leckeres Brotzeitbrettl 🙂 Du wohnst
ja sozusagen in zwei Traumgegenden zur Zeit. Und ich kann mir
gut vorstellen, dass Dein Herz für beide richtig fest schlägt.
Deine Blumen sind super geworden und Dein ganzer Post wieder
der Hammer :-)) Hab übrigens den Blog Deiner Schwester schon
komplett durchgewühlt – total schön.
Liebe Grüße, Christiane
Liebe Christiane,
schaue mir gerade nochmal Eure Blogvorstellung in der Landidee an. Bin stolz auf Euch!
Käse ist unschlagbar, das stimmt! Ich denke, dass es auf den Alpen in der Schweiz und den Almen im Tirol ähnlich ist. Obwohl meine Mama jetzt sagen würde, dass das Tirol lieblicher sei;)
Danke für deine lieben Worte zu meinem Post!
Herzlichst, Signora Pinella
…… Hier wohnhaft und aufgewachsen. Da wo ich wohne – wie ist es hier eigentlich?? Könnte ich auch eine Kuh pachten?? Keine Ahnung…
Total spannend, dein Artikel!!
Herzlichst
yase
Liebe Yase,
wenn du jemanden findest, von dem du ein Kuhrecht mieten kannst, kannst du sicher auch eine Kuh pachten und auf die Alp schicken. In der Innerschweiz gibt es das Genossenschaftssystem teilweise auch. Habe dazu mal eine Recherche gemacht;)
Eigener Käse zu haben ist etwas wunderbares!
Herzlichst, Signora Pinella
Liebe Signora Pinella
Jetzt habe ich es mir gerade gemütlich gemacht und mir die Zeit genommen, deinen neuen Post zu lesen. Mein Name (Käser) verleitet mich ja schon fast dazu Käse zu mögen… und ich mag Käse wirklich unglaublich gut. Die Geschichte zur Chästeilet ist unglaublich spannend von dir geschrieben und auch die Fotos sind sehr gut gelungen – chapeau!
So sehr ich die berge liebe, nun freue ich mich auch auf Florenze 🙂
Herzlich, Kuisine
So schoene Braeuche habt ihr in der Schweiz. War fuer mich sehr interessant. Danke dafuer!