Home sweet Home oder warum Nostalgia auch die Schweizer Krankheit genannt wird

von | Jun 27, 2014 | Zuhause bei Pinella | 5 Kommentare

Habt ihr gewusst liebe Leserinnen und Leser, dass Heimweh hier in Italien Nostalgia und bei den Franzosen die Schweizer Krankheit heisst? Zumindest war das früher so, als zahlreiche Schweizer als Söldner in fremden Kriegsdiensten ihr Geld verdienten. Was mich betrifft, muss ich ehrlich sagen, dass ich eine ganz typische Schweizerin bin und ab und an von der Nostalgia befallen und geplagt werde.
Viele können das oft gar nicht so wirklich verstehen. Wie kann man über Heimweh klagen, wenn man die Chance erhält, ein Jahr lang in Italien zu leben? Tja, die Signora Pinella kann das. Wie vielleicht bereits in meinem letzten Post deutlich wurde, ist mein Herz in der Schweiz geblieben, während sich mein Magen, meine Augen und mein Hirn weit der italienischen Kultur und Küche geöffnet haben;)
Im Heer von Napoleon Bonaparte stand auf Nostalgia übrigens die Todesstrafe. Wenn ein Soldat daran erkrankte, drohte es ihm bei lebendigem Leibe begraben zu werden. Wohl einfach auch deshalb, weil das Heimweh so unglaublich ansteckend ist. Herr Napoleon hätte für mich ein gaaaaaaanz tiefes Loch graben lassen müssen.
Übrigens hat mir sogar der liebe Signore letzthin gestanden, dass er die gut organisierte Schweiz, seine Freunde und Familie ganz schön vermisse. Während ich von Zuhause aus arbeiten kann, wird er im Beruf täglich mit dem italienischen Chaos konfrontiert… Denn so schön und überwältigend Florenz kulturell auch sein mag und so gut die italienische Küche auch schmeckt, vieles geht hier einfach drunter und drüber. Für zwei Schweizerkinder kann das ganz schön herausfordernd sein…
Und ich weiss, dass man sein Herz nicht an materielle Dinge hängen soll, aber ich vermisse auch unser kleines, aber feines Zuhause in der Schweiz. Die Wohnung ist von ihrer Grösse her ein Zwergenreich – aber eines, das mich glücklich macht, weil ich dort von meinen Dingen umgeben bin und ganz in der Nähe von Freunden, Familie und meiner Arbeit wohne. Jedes Mal wenn wir in der Schweiz sind, mache ich ein paar Bilder, die ich mir dann in Italien ansehen kann…
Und obwohl ich zu Italien in einem etwas zwiespältigen Verhältnis stehe, meinte meine Schwester Madame Gaianna (hier geht es zu ihrem Blog), dass ich sehr gut nach Florenz passe. Vielleicht hat sie damit gar nicht so Unrecht… Denn obwohl ich mich stets als Franzosenkind sah, da nebst Schweizerischem auch Französisches und Deutsches Blut in meinen Adern fliesst, kommt in Italien immer mehr das Quäntchen Italiener Blut in meinen Venen zum Vorschein. Oft werde ich gefragt, ob meine Mama Italienerin sei. Und obwohl sie so aussieht, ist sie es nur zu einem Bruchteil. Genetisch wären aber gewisse Mindestvoraussetzungen schon mal gegeben. Dann der Name. Während mein richtiger Name auf Deutsch einfach nur schrecklich klingt, hängen die Italiener hier ganz selbstverständlich ein A dran und auf einmal klingt er wunderbar und elegant…
Ich liebe das!
Dass ich wohl irgendwie nach Italien passen würde, hat der liebe Signore Pinella wohl bereits vor Jahren erkannt. Weil er mich partout nicht mit einem dieser langweiligen Durchschnittskosenamen betiteln wollte, machte er sich seriös auf die Suche nach einem passenden Namen, für den er eine ganze Weile alle Dinge, die er mit mir assoziierte aufschrieb. Irgendwann entstand aus Bella und Pink und Rivella (ja diesem typischen Schweizer Gesöff, in dem ich am liebsten baden würde) Pinella… Was der Signore damals nicht wusste ist, dass Pinella ein italienischer Nachname und ein Spielzug beim Kartenspiel Burraco, das in Italien mit Französischen Karten gespielt wird, ist… Und so schliesst sich der Kreis wieder. Offenbar bin ich eine bunte italienischdeutschfranzösischschweizerische Mischung und es ist wohl absolut verständlich, dass ab und zu zwei oder mehr Herzen in meiner Brust schlagen.Dazu fällt mir noch ein Witz ein, den ich in Italien immer wieder zu hören bekomme:


Im Himmel von Europa sind 
die Engländer die Polizisten
die Franzosen die Köche
die Deutschen die Automechaniker
die Italiener die Liebhaber
und die Schweizer organisieren alles.
In der Hölle von Europa sind
die Deutschen die Polizisten
die Engländer die Köche
die Franzosen die Automechaniker
die Schweizer die Liebhaber
und die Italiener organisieren alles!
Und wenn ich denn schon von der organisierten Schweiz am schwärmen  bin, muss ich noch anmerken, dass wir durchaus auch unsere romantischen und verspielten Seiten haben. Eine Vertreterin dieser Spezies ist Gabriela vom Blog „G wie Gabriela“ (hier geht’s zum Blog). Ich habe sie an einem wunderbaren Cottage Markt in Rüeggisberg getroffen, festgestellt, dass wir aus derselben, wunderschönen Stadt kommen und an ihrem Marktstand ein Schild mit der Aufschrift „Because I’m happy“ und eine wunderhübsche Libelle gekauft. Da unser Schweizer Zwergenreich bereits ziemlich voll ist und sich der Signore weigert noch mehr Dinge nach Italien zu zügeln, die wir dann in nur wenigen Monaten wieder Nachhause nehmen müssen, habe ich mich beim Einkaufen bei Gabriela zurück gehalten. Für alle anderen, die noch etwas Platz in ihrem Zuhause haben, lohnt sich ein Besuch auf ihrem Blog mit Sicherheit.
Ich wünsche Euch allen da Draussen ein schönes Wochenende, geniesst Euer Zuhause und die Zeit mit Euren Lieben!
Herzlichst, Eure Signora Pinella