Auf in die zweite Runde, Wohnen auf Italienisch und gefüllte Conchiglioni…

von | Jul 1, 2014 | Kochen&Geniessen, Zuhause bei Pinella | 4 Kommentare

Halbzeit – ja, genau heute ist die Hälfte des Jahres um und somit auch die Hälfte unserer Zeit in Florenz vorbei. Genau genommen bereits etwas mehr, da wir ja nicht bis ganz Ende Jahr hier bleiben. Wie ich immer zu sagen pflege „I’ll be home for christmas“ und nicht nur in my dreams, sondern ganz real.
Heute Morgen haben der Signore und ich so darüber nachgedacht, was wir denn nun für eine Zwischenbilanz ziehen. „Hmmm… schwierige Frage“, meinte mein lieber Marito dazu. In Anbetracht dessen, dass nun die Ferien anstehen und eine wahre Besucherwelle über uns hereinbricht, werden Juli und August schnell um sein. Im September wird uns dann vermutlich einfallen, was wir alles noch nicht gesehen und erlebt haben, dann werden wir gestresst sein bis November und im Dezember im Abschiedsblues versinken.
Den Blues hatte ich bereits in der letzten Woche (was man ja wohl unweigerlich an meinen Schweiz-Schwärmereien gemerkt hat)… Ich ärgerte mich in einer Tour über das schwüle Florentiner Wetter, den demonstrativ gelebten Individualismus der Italiener, besonders im Autobus, wo sie hemmungslos um die wenigen Sitzplätze streiten, und fühlte mich einsam und unverstanden. Der Signore schleifte mich daraufhin am Wochenende ans Meer (Bilder davon folgen) und schon ging es mir wieder besser.

Nach all meinem Wehklagen und Stänkern begann ich danach ernsthaft darüber nachzudenken, was mir an Florenz, Italien im Allgemeinen und den Italienern gefällt. Voller Fokus aufs Positive.

Da wäre sicher einmal das Essen. Ja es ist so, Liebe geht bei mir durch den Magen. Ich habe in Italien eine andere Sicht auf die Küche und das Kochen entwickelt. Ich habe immer gerne und viel gekocht, aber hier erlebe ich im Moment eine riesige Horizonterweiterung. Ich wandle sozusagen auf den Pfaden der Erleuchtung. Deshalb teile ich auch noch gleich eine neue Rezeptkreation mit Euch.
Zweitens schätze ich an den Italienern ihr Mitteilungsbedürfnis. Während ich in der Schweiz immer als schwatzhaft bezeichnet werde, gelte ich im Vergleich zu den Italienern als stilles Wasser. Es ist soooooo schön, wenn man sich mitteilen darf, ohne dafür als Plappermaul gescholten zu werden (das muss ich mir übrigens seit meinem ersten Kindergartentag anhören…). Eloquenz ist in Italien ein wertvolles Gut und wird geschätzt. Wunderbar!
Dann die Gastfreundschaft oder besser noch die Geselligkeit. Mir gefällt es, dass die Menschen in Italien gerne zusammen essen, die Abende nicht alleine vor dem Fernseher verbringen und wenn man noch jemanden mitbringen will, ist das nie ein Problem. Je mehr Leute am Tisch sitzen, umso
besser.
Viertens: Die Unpünktlichkeit. Während ich in der Schweiz immer auf den letzten Drücker oder gar etwas zu spät bin, bin ich hier in Italien der pünktlichste Mensch überhaupt. Letzthin organisierte eine Bekannte von uns ein Essen in der Stadt. Treffpunkt acht Uhr. Die drei geladenen Schweizer waren um fünf vor acht da, um zwanzig nach acht stiessen vier Italiener zu uns und die Organisatorin des Abends kreuzte gegen zwanzig vor neun auf und entschuldigte sich nicht einmal. Das ist auch so etwas. Während ich mich als Schweizerin permanent am entschuldigen bin, lächeln die Italiener die Dinge einfach freundlich weg. Schuldgefühle entdecke ich hier wenige. Ja, vielleicht manchmal zu wenige, denn geht etwas schief, fühlt sich selten jemand verantwortlich. „Was geht mich das an?“, heisst es dann oft… Eine Mischung aus Schweiz und Italien wäre hier wohl angebracht;)
Und ich geniesse es für einmal in Florentiner-Möbeln zu wohnen. Für ein Jahr wollten wir nicht unser ganzes Hab und Gut nach Italien zügeln und haben deshalb eine möblierte Wohnung gesucht. Auch wenn ich nicht ein Leben lang so schwere Holzmöbel um mich herum haben möchte, passen sie eben doch gut hierher und so kann ich ein Jahr lang ein interessantes Wohnexperiment ausleben. Ich habe die ganze Wohnung mit Kissen und Wohnaccessoires bestückt und nun wiederspiegelt sie nicht nur Florenz, sondern auch uns.
Und hier nun noch das versprochene Rezept für die gefüllten Conchiglioni:
Zuerst werden 20 Stück Riesenmuschelnudeln weichgekocht und mit kaltem Wasser abgeschreckt, damit sie nicht zusammen kleben. Am besten legt man sie danach direkt in eine Auflaufform, die grosszügig mit Olivenöl beträufelt wurde.
 
Füllung
Für die Füllung eine Zucchini ganz fein hacken und kurz im Olivenöl andünsten. Im Mörser ein paar Basilikumblätter zusammen mit sechs Esslöffeln geriebenen Nüssen oder Mandeln und einem grossen Schuss Olivenöl zerkleinern. Danach wird eine grosse Tomate klein geschnitten und zusammen mit drei Esslöffeln Parmesan und 150 fein gewürfeltem Mozzarella mit den restlichen Zutaten vermischt. Alles gut mit Pfeffer, Salz und Knoblauch würzen. Danach wird die Masse in die vorbereiten Conchiglioni gefüllt und diese werden kurz im Backofen goldbraun gratiniert. E basta.
Dieses Gericht eignet sich hervorragend als Antipasti, für den kleinen Hunger oder allenfalls auch als Fingerfood bei einem Aperitivo.
Nun wünsche ich Euch allen da Draussen einen schönen, sonnengetränkten Tag!
Herzliche Grüsse aus dem Süden (den ich nun wieder lieber habe),
Eure Signora Pinella