La Bellezza delle Donne – Schönheit zwischen Sein und Schein…
Gleich vom ersten Tag an in Florenz wurde ich immer wieder auf der Strasse angesprochen und nach dem Weg gefragt. In Geschäften und Restaurants werde ich nur auf Italienisch zugetextet und letzthin wurde ich sogar vor dem Büro von „Forza Italia“ (der Partei von Silvio Berlusconi) angequatscht und gebeten, ihren Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters von Florenz zu wählen. (Noch kurz zur Erklärung: Ich lungere normalerweise nicht stundenlang vor Parteibüros herum, aber das Parteibüro von „Forza Italia“ befindet sich direkt bei meiner Bushaltestelle.) Ich falle optisch in der Masse der Florentinerinnen also offenbar nicht sonderlich auf. Mein grosser Makel sei, wurde mir bereits ein paar Mal erklärt, dass ich zu wenig blond sei… Scheinbar ist es für etliche Florentinerinnen unverständlich, dass ich mir die Haare nicht aufhellen lasse. Dazu wurde im Mittelalter übrigens Schwefel verwendet. Denn das sei doch die wahre Schönheit. Una Bella Bionda…
Ich stelle das auch fest, wenn ich mit der lieben Signora Rossi (sie hat ja bereits hier über ihre Erfahrungen und das Leben in Rom berichtet) unterwegs bin. Sie ist mit ihren blonden Haaren und den himmelblauen Augen der Inbegriff der Bella Bionda. So ist es für sie absolut kein Problem quer über eine mehrspurige, dicht befahrene Strasse mitten in Rom zu spazieren, weil sowieso alle Autofahrer anhalten, um sie anzustarren. Ich wurde bereits mehrere Male Zeugin von diesem Phänomen. Mich fragen die Italiener höchstens, wie lange mich meine schwedische Freundin noch in Italien besuche.
Schönheit definiert sich in Italien aber nicht nur über die Haarfarbe, sondern oft auch über die Haltung, die Attitüde oder eben die „Bella Figura“ – Frau will eine gute Figur abgeben. Das gilt übrigens nicht nur für die Frauen, sondern auch für die Männer und geht weit über das Äussere hinaus.Zur „Bella Figura“ gehört aber eben auch ein adrettes und gepflegtes Erscheinungsbild. Ich habe wohl noch nie in einem Land eine so hohe Dichte an Geschäften für Kosmetik- und Haarpflegeprodukte wie in Italien gesehen. Das Schöne dabei ist, dass man viele Düfte und Cremes mit ätherischen Ölen findet. Oft auch auf biologischer Basis. So bin ich auch auf das Produkt gestossen, um das es nun geht.
Mir ist aufgefallen, dass man praktisch in jedem Mercato destilliertes Rosenwasser kaufen kann. Das Rosenwasser von Roberts war sogar der italienischen Vogue einen Bericht wert. Offiziell heisst es „Acqua distillata alle Rose“ und wurde vom Chemiker und Drogisten Henry Roberts 1843 in Florenz entwickelt.
Das Wasser eignet sich wunderbar, um es nach der Gesichtsreinigung als Tonic zu verwenden oder um sich damit etwas zu erfrischen. Ich gebe es jeweils in die Handflächen, tupfe es auf Gesicht und Nacken oder reibe damit die Hände ein. Einfach herrlich und mit knapp zwei Euro pro Flasche doch recht günstig. Dazu finde ich die nostalgische Verpackung einfach wunderhübsch und eine hübsche Deko fürs Badezimmer – auch für diejenigen, welche den Rosenduft nicht mögen.
Mir gefällt es, dass viele Frauen hier ihre Weiblichkeit sehr bewusst leben. Sie erinnern mich oft an meine Oma, die immer betonte, dass man in jeder Situation gepflegt aufzutreten habe. Sie sah darin wohl auch einen gesunden Respekt sich selber gegenüber und eine Form der inneren und äusseren Ordnung. Der Italienische Autor Primo Levi schreibt in seinem Buch „Ist das ein Mensch“ darüber, dass dieses Bewusstsein und auch der Respekt gegenüber dem eigenen Körper uns Menschen vor der Verrohung bewahre. Das Buch ist übrigens recht schwere Kost, aber sehr empfehlenswert.So wünsche ich Euch allen einen schönen Tag voller Rosenduft und dazu eine süsse Portion Eigenliebe (kann ja für einmal auch nicht schaden;)!
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