Ein himmlisches Pesto und die Geschichte vom „Schwarzen Hahn“…
Nach ein paar Tagen in der Heimat sind Signore Pinella und ich wieder ins schöne Italien zurückgekehrt. Während wir in der Schweiz das wunderbare Wasser (ohne Chlorgeruch) direkt aus dem Wasserhahn und das Zusammensein mit unseren Lieben genossen haben, finden wir uns nun wieder in Italien zurecht. Das müssen wir auch. Schliesslich ist bereits ein Drittel unseres Italienjahres vorbei.
Nichts ist besser geeignet als die italienische Küche, um sich im Gastland wieder heimisch zu fühlen. Das Einkaufen von Lebensmitteln ist etwas von den Dingen, die ich, wenn wir wieder in der Schweiz sind, schrecklich vermissen werde. Saisonal, regional und wenn möglich bio ist in der Schweiz mein Credo. Ersteres kann ich hier problemlos einhalten, da ich zu 95 Prozent auf dem Markt einkaufe (darüber habe ich ja bereits hier geschrieben). Hier werden prinzipiell saisonale Sachen angeboten. Ob alles bio und regional ist, lässt sich leider schwer kontrollieren (Signore Pinella zuliebe verzichte ich hier auf einen Exkurs über die Kontrolle des Gemüsemarktes durch das organisierte Verbrechen… Mein lieber Marito ist meine Vorträge und Recherchen dazu langsam leid).
Fakt ist aber, dass das Gemüse und die Früchte grundsätzlich viel mehr Sonne bekommen als in der Schweiz und einfach himmlisch schmecken. So bekommt der liebe Signore Pinella fast täglich ein riesiges Gemüsebuffet aufgetischt. Ob er sich darüber freut, weiss ich nicht genau…
Da auch der Käse sehr gut ist und man unglaublich leckere, frische Pasta kaufen kann (ein Geheimtipp sind Pecorino-Birnen-Ravioli), wird im Hause Pinella oft vegetarisch gekocht, da ich schlicht vergesse noch Fleisch zu kaufen (vielleicht ist es auch ein Freudsches-Vergessen, da ich beim Fleisch immer sehr kritisch bin und am liebsten mit den Kühen per Du bin, die später
auf meinem Teller landen. Denn dann weiss ich wenigstens, wo das Fleisch her kommt).
Das Essen hat im Hause Pinella einen grossen Stellenwert. Also möchte ich Euch lieben Leserinnen und Lesern einen kleinen Kochtipp (eigentlich wird dabei zwar nicht gekocht) weiter geben, von dem alle Gäste beeindruckt sind und der sich super einfach zubereiten lässt: Pesto – und zwar das klassische, grüne Pesto alla Genovese…
Pesto kann so einfach und simpel selber zubereitet werden und wertet jedes Teigwarengericht auf. Das klassische Pesto alla Genovese besteht aus folgenden Zutaten: ein Strauss frischer Basilikum, Pinienkernen, Knoblauch, Pecorino oder Parmesan etwas Salz und Pfeffer und viel Olivenöl.
Da ich mein Pesto immer frei Handgelenk mal Daumen herstelle, kann ich euch leider auch nur ungefähre Mengenangaben machen – ich koche einfach lieber nach Gefühl, Nase und Geschmack als nach Tabellen…
Hier trotzdem der ungefähre Ablauf:
1. Basilikum im Mörser verreiben (man kann auch den Mixstab benutzen, aber das kann angeblich den Geschmack des Pestos wegen der Hitze verfälschen – also Vorsicht mit den Drehzahlen. Wenn ich meine faulen fünf Minuten habe, verwende ich übrigens auch lieber den Mixer… Und für die oberfaule Variante gebe ich einfach alle Zutaten in eine Schüssel oder einen Becher und püriere das Ganze mit dem Mixstab – komischerweise gelingt es so am Besten…).
2. Pinienkerne (etwas so 200 Gramm) und eine kleine Knoblauchzehe dazu geben und ebenfalls verreiben oder mixen.
3. Die Pinienkernen und den Basilikum in einer Schüssel mit dem geriebenen Käse vermengen (auch hier mindestens 200 Gramm).
4. Dann soviel erstklassiges Olivenöl dazu geben, bis eine sämige Masse entsteht und das Ganze mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Auf dem erstklassigen Olivenöl muss ich leider bestehen, da ich diesbezüglich in Italien viel dazu gelernt habe. Denn das Olivenöl, der Wein und der Kaffee haben hier einfach eine ganz andere Qualität und Klasse. Dem Kaffee will ich mich in ein anderes Mal genauer widmen. Aber noch was zum Thema Öl und Wein. In der Toskana wird einem der Kauf dieser zwei Dinge durch das Label „Gallo Nero“ erleichtert. Denn wo dieses Label drauf ist, ist Qualität drin. Wein mit dem „Gallo Nero“ wird übrigens nach ganz Europa exportiert und kann in der Schweiz beispielsweise sogar im gut assortierten Grossmarkt gekauft werden.
Und hier die Geschichte dazu, wie Öl und Wein zum Siegel mit dem schwarzen Hahn kamen:Angeblich seien die Städte Siena und Florenz schon seit jeher verfeindet gewesen. Besonders die Chianti-Gegend (siehe auch hier) stellte einen Hauptstreitpunkt dar. Also versuchten Florentiner und Senesi das Problem auf ordentliche Art und Weise zu lösen. Dazu sollten der schnellste Reiter aus Florenz und der schnellste Reiter aus Siena beim ersten Hahnenkräh losreiten und dort wo sie sich treffen würden, würde dann die Grenze zwischen Siena und Florenz verlaufen. Und nun kommt der komplizierte Teil, da es mindestens zwei Versionen der Geschichte gibt.
Variante eins besagt, dass sich die Florentiner heimlich in Siena eingeschlichen und einen Sack über den Kopf des Hahns gestülpt hätten, so dass dieser nicht realisierte, dass es hell wurde und nicht krähte. Die zweite Version der Geschichte geht so, dass die Florentiner ihrem Hahn (was auch nicht sehr tierfreundlich ist) kein Essen gegeben hätten. So krähte er schon mitten in der Nacht und der Florentiner Reiter konnte viel früher los. So oder so gehört der grösste Teil des Chiantis heute zu Florenz. Und der Titel „Gallo Nero“ bürgt für zertifizierte, hochwertige Weine und Öle aus dem Chianti Gebiet zwischen Siena und Florenz.
Ihr liebe Leserinnen und Leser werdet eure Gäste bei der nächsten Einladung garantiert mit Eurem hausgemachten Pesto und einem guten „Gallo Nero“-Chianti inklusive kleiner Geschichtslektion beeindrucken!
Etliche liebe Leserinnen meines Blogs haben mir rückgemeldet, dass ihnen das Lesen virtuelle Ausflüge in eine andere Welt ermögliche, die sie wegen ihrer Kinder und Arbeit im Moment selber nicht machen können. Also habe ich mich entschieden heute über einen Ort zu schreiben, der
vermutlich jedes gestresste Mami-Herz und natürlich auch die Herzen aller Weinliebhaber höher schlagen lässt: „Le Filigare – viticoltura & agriturismo in Chianti“ Signore Pinella und ich wurden kürzlich dorthin eingeladen um das Gut kennen zu lernen und den erstklassigen Chianti zu degustieren. Das Gut liegt direkt auf der Grenze zwischen Florenz und Siena etwas ausserhalb von San Donato in Poggio. Wenn ich sage zwischen Florenz und Siena, dann meine ich es auch so. Denn das Haupthaus liegt auf Florentiner Boden und das Gästehaus gehört bereits zu Siena.
Die Anfahrt über einen holperigen Steinweg lohnt sich. Das Gut befindet sich zuoberst auf einem für die Toskana typischen Hügel und von hier aus hat man einen wunderbaren Rundblick über die liebliche Landschaft – beispielsweise vom grossen Pool aus blickt man beim Baden direkt nach San Gimignano.
In „Le Filigare“ werden aber nicht nur Wein und Grappa, sondern auch Olivenöl produziert. So sind Haupt- und Gästehaus umgeben von Olivenbäumen und Rebbergen.
Im Gästehaus können je nach Bedarf Appartements mit einem, zwei oder drei Schlafzimmer gemietet werden. Zu jedem gehört eine eigene Küche und ein Gartensitzplatz. Die Zimmer sind im klassischen, toskanischen Landhausstil eingerichtet.
Ich habe Signore Pinella bereits erklärt, dass er einmal mit mir nach „Le Filigare“ in die Ferien fahren muss, wenn ich auch wieder zu tief in den Mühlen aus Arbeit, Familie und sonstigen Verpflichtungen stecken sollte… Also natürlich nicht nur dann!
Ich hoffe, dass Ihr liebe Leserinnen und Leser den virtuellen Ausflug ins Chianti geniessen und ein bisschen schwelgen konntet!
Herzlichst Eure Signora Pinella
P.S. Informationen zum Weingut und zum Agrotourismus „Le Filigare“ gibt es unter: www.lefiligare.it
Weil der Signore sich über meine tendenziöse Darstellung des Fussballs in Italien und besonders über die Aussage geärgert hat, dass Florenz immerzu Juventus Turin unterliege und die Fans ungehobelt seien, lasse ich ihn heute einmal zu Wort kommen:
Nachdem Signora Pinella schon einige Kommentare über den „calcio“ in Italien verfasst hat, möchte ich als eingefleischter Fussbalfan einmal einige Dinge ins rechte Licht rücken…
Lebt und arbeitet man in Florenz, so gibt es kein Vorbeikommen am ACF Fiorentina. Will man in der Kaffeepause (davon gibt es in Italien jeden Tag unzählige…) bei der Arbeit mitreden können, so müssen die letzten Spielresultate, die aktuelle Tabelle der Serie A, sowie die Torschützenlise immer präsent sein im Kopf. Zu heissen Diskussionen führt auch immer wieder der Gesundheitszustand
der beiden dauerverletzten Stürmerstars Guiseppe Rossi und Mario Gomez.
Das erste offizielle Match bestritt ACF Fiorentina am 22. September 1929 anlässlich eines Freundschaftsspieles gegen die AS Roma. Bei dieser Partie spielten die Florentiner erstmals in der Geschichte mit violetten Trikots, die mit der Florentiner Lilie (italienisch: Giglio) bestickt waren. Dies führte in der Folge zu den Übernamen la viola (zu Deutsch: die Violette) und i gigliati (die Lilien), die bis heute als Bezeichnungen für die Florentiner gebräuchlich sind. Eine nicht ganz so ernste gemeinte Legende besagt, die violette Farbe der Trikots sei ungewollt entstanden. Man habe die ursprünglich rot-weissen Trikots nach dem Match im Fluss Arno gewaschen, worauf sich diese violett verfärbt hätten…
Während grosse italienische Klubs wie etwa Juventus Turin, AC Milan oder AS Roma Fans verteilt über den ganzen Stiefel haben, so ist die Fiorentina vor allem in der Toskana verankert. Ein Arbeitskollege erklärte mir, dass sei genetisch bedingt: „Kommt man in Florenz auf die Welt, so ist man Fan der Fiorentina. Punkt- Ende der Diskussion.“ Als ich mir die kritische Feststellung erlaubte, dass sich doch sicher auch Anhänger von anderen Clubs in der Stadt finden würden, antwortete er naserümpfend: “Korrekt, aber das sind alles Hinzugezogene, die gelten nicht…”
Besonders viel Spott ernten in Florenz die Anhänger des Erzrivalen Juventus Turin, welche hier einfach nur “i gobbi”, (die Buckligen) genannt werden. Dieser Übername beruht darauf, dass die Fußballtrikots von Juventus Turin in den 1950er Jahren einen Buckel auf dem Rücken der Spieler formten, sobald diese zu rennen anfingen.
Es ist klar, dass ganz Florenz in Staatstrauer verfiel, als die Fiorentina vor ein paar Wochen in der Europa League gegen genau diese Gobbi nach einer knappen 1 zu 0 Heimniederlage ausgeschieden ist.
Am 6. April 2014 war es für mich dann soweit. Ich hatte mir ein Ticket ergattert und nahm ausgerüstet mit einem passenden Fan-Schal auf der Tribüne Maratone des altehrwürdigen und 47 500 Plätze fassenden Stadio Artemio Franchi Platz. Das Stadion wurde 1931 gebaut und sollte dringend mal renoviert werden. Doch es herrscht ganz ein besonderer Charme, den topmoderne Arenen nicht bieten können. Dazu trägt sicherlich auch die etwas ungewöhnliche Hymne bei, die jedesmal beim Einlaufen der Spieler gespielt wird https://www.youtube.com/watch?v=yy4oafMOIm0. Sofort fühlt man sich um Jahrzehnte in die Vergangenheit versetzt.
Man sitzt so eng zusammen, dass man spätestens nach dem 3. unbeabsichtigten Ellbogen-Rempler mit dem Sitznachbarn automatisch ins Gespräch kommt… Als ich dann in meinem kargen Italienisch mühsam erklären wollte, dass mein Lieblingsverein zu Hause BSC Young Boys heisst, erntete ich nur ein Schulterzucken: „Noch nie gehört. Das liegt in der Schweiz????? Da gibt es doch den FC Basilea…”
Insgesamt war ich sehr überrascht von der friedlichen Stimmung, weit weg von den vergangenen Beiträgen in den Nachrichtensendungen über italienische Ultras. Vielleicht liegt es auch daran, dass in der Pause die Kolonne bei der Espresso Bar fast doppelt so lange war, wie diejenige beim Bierstand…
Nach einem sehr unterhaltsamen Spiel hat die ACF Fiorentina übrigens 2 zu 1 gegen Udinese Calcio gewonnen. Und ich spiele schon mit dem Gedanken mir eine Saisonkarte für 2014/15 zu kaufen… Ob die Signora Pinella da wohl einverstanden ist?
Als kleines Kind hörte ich stundelang die Kassetten mit den Geschichten über die „Fünf Freunde“. Viele von euch liebe Leser werden sie auch noch kennen?! Die fünf Freunde haben im schönen England die verrücktesten Abenteuer mit alten Schiffswracks und geheimen Tunneln erlebt. Umso erfreuter war ich, als ich einen Anruf einer lieben neuen Bekannten erhielt. Sie erklärte mir, dass sie uns eine Führung durch den Vasari-Korridor organisiert hätte. Dabei handelt es sich um einen Geheimgang, der den Palazzo Vecchio, über die Uffizien und die Ponte Vecchio mit dem Palazzo Pitti verbindet. Cosimo I. de Medici liess ihn im Jahre 1565 von seinem Hofarchitekten Giorgio Vasari bauen. Meraviglioso – Wunderbar.
Ich stellte mich also bereits darauf ein, dass ich meine Wanderschuhe und die Stirnlampe montieren und durch den Untergrund und die geheimen Gemäuer von Florenz schleichen könnte. Da sieht man, wie viel ich noch lernen muss. Ein Medici würde nie durch dunkle, muffige und nasse Tunnel gehen. Ein Medici schreitet hocherhabenen Hauptes über den Köpfen des Pöbels hinweg… Also nix mit Stirnlampe… Diese kommt ja schliesslich anderweitig bereits genug zum Einsatz. Denn jedes Mal, wenn ich vergesse, dass ich den Backofen nicht zusammen mit der Waschmaschine und dem Computer verwenden kann, fällt die Sicherung in unserem Appartemento raus und ich muss, da das häufig am Abend passiert, meine Stirnlampe hervorholen und den Schaden beheben. Dabei ist sie
wirklich eine grosse Hilfe!
Wir versammelten uns also am morgen früh auf der Strasse zwischen Palazzo Vecchio und Palazzo Pitti, um durch den knapp einen Kilometer langen Gang zu marschieren. Noch ein bisschen muffig, weil ich auf Anweisung von Signore Pinella ohne Stirnlampe und Gummistiefel losziehen musste, erwartete ich, dass wir nun möglichst schnell in die geheimen Gemäuer abtauchen würden. Doch weit gefehlt. Diesen Geheimgang muss man sich verdienen. Unsere liebe Führerin, eine versierte Kunsthistorikerin, geleitete uns zuerst durch die heiligen Hallen der Uffizien. Auch wenn ich mich wiederhole: Meraviglioso. So lustwandelten wir also an den Werken von Botticelli, Michelangelo und Da Vinci vorbei dem Gang entgegen. Man betritt ihn durch eine Tür im oberenStockwerk der Uffizien und steigt über eine lange Treppe hinab in den Tunnel, in dem sich eine imposante Gemäldesammlung befindet. Ein Kilometer Kunstgeschichte erster Güte. Doch nicht nur die Bilder im Gang beeindrucken, sondern auch der Blick durch die Fenster auf den Arno und die Ponte Vecchio.
Nach dem Überschreiten der Brücke schlängelt sich der Gang quer durch Privathäuser und vorbei an der Kirche Santa Felicita bis zum Palazzo Pitti und endet bei einer völlig unscheinbaren, graublauen Türe gleich neben der Grotta Grande im wunderschönen Boboli Park.
In den Tunnel hineinzukommen ist jedoch gar nicht so einfach (er kann nur geführt und mit Voranmeldung besichtigt werden). Alle Infos dazu gibt es hier:
„Le Murate“ – wo bewegte Geschichte auf viel Kreativität trifft…
„Zuerst möchte ich die Ponte Vecchio sehen, dann noch den Piazza della Signoria und den Palazzo Pitti und den Palazzo Vecchio und den Dom und vielleicht noch die Uffizien und die David Statue und allenfalls noch die Piazzale Michelangelo…“, so lautet das klassische Programm für den Durchschnitts-Florenz-Besucher. Wer länger als ein paar Tage in dieser Stadt verweilt, sieht sich auch ganz gerne einmal einen Ort an, an dem es nicht von Touristen wimmelt. Irgendwann beginnt die bewusste Suche nach den geheimen und verborgenen Plätzen der Stadt.
Einen dieser magischen Plätze habe ich in der „Le Murate“ gefunden. Ein Ort an dem Tragik und Kreativität nahe beieinander liegen. Ursprünglich war der Gebäudekomplex im 14. Jahrhundert als Kloster gebaut worden. 1808 wurde „Le Murate“ dann zum Männer-Gefängnis von Florenz umgebaut. Zur Zeit des zweiten Weltkrieges erlangte „Le Murate“ traurige Berühmtheit, weil dort Gegner des Faschistischen Regimes grausam gefoltert wurden. Laut meinem Sprachlehrer wurde „Le Murate“ nach dem Krieg bis zu seiner Schliessung als Frauengefängnis genutzt. „Le Murate“ heisst so viel wie „die Eingemauerten“ oder auch Bollwerk. Ersteres ist natürlich treffender.
Also, wo früher schwere Mädchen und Jungs, aber auch politisch verfolgte Frauen und Männer zu Recht oder wohl öfter zu Unrecht ihre Haftstrafen abgesessen haben, wird heute musiziert, philosophiert, gegessen und gewohnt. Der ganze Gebäudekomplex wurde einerseits zu Studentenwohnungen und Wohngenossenschaften und anderseits zu Galerien, einem Buchladen, Konzertlokal und Restaurant umgebaut. Kreativität soweit Augen, Ohren und alle anderen möglichen Sinne reichen…
Nebst dem literarischen und musikalischen Seelenfutter wird in „Le Murate“ auch gut für das leibliche Wohl gesorgt. Das Essen ist wohltuend weit entfernt von der schweren Florentiner Küche und jeden Sonntag kann gebruncht werden – auf Wunsch sogar vegetarisch.
Für mich ist „Le Murate“ ein wunderbares Beispiel für die Weite der Möglichkeiten, die sich bieten, wenn die Menschen kreativ sind und zusammen etwas auf die Beine stellen und sie erinnert mich immer wieder daran, dass sich die Geschichte eines Menschen oder eben auch eines Gebäudes von tragisch zu leicht und befreit wenden kann!
Italien ist: Wenn man unverhofft wunderbare Schätze findet…
Ich hatte ja immer schon eine ausgesprochene Schwäche für Märkte. Flohmärkte, Stoffmärkte, Gemüse- und Kräutermärkte und so weiter… Ich befürchte aber, dass meine Vorliebe oder wohl besser gesagt Sucht für Märkte hier in Florenz noch viel schlimmer wird. Das hat vor allem damit zu tun, dass ich hier dank einer lieben Mitschülerin aus der Scuola Michelangelo auf einen Markt aufmerksam wurde, der alle meine Marktpassionen vereint: Den Mercato Sant‘ Ambrogio an der Piazza Ghiberti. https://www.mercatosantambrogio.it/
Hier finden sich auf kleinstem Raum die wunderbarsten Schätze. Der Markt lässt nicht nur Herzen aller Hobbyköche höher schlagen, weil sich hier wunderbares Gemüse und herrliche Früchte und gutes Fleisch finden lassen, sondern macht auch Schuhnärrinnen, Secondhandkleider- und Geschirrsammler und Basteltanten (wie mich) glücklich.
Während drinnen in der grossen, wunderbar altmodischen Markthalle Oliven jeglicher Art, frische Pasta, Käse, Fleisch und Fisch verkauft werden (übrigens kann man dort auch sehr gut und günstig essen. Es sei aber jedem mit schwachem Magen ans Herz gelegt die Finger vom Lampredotto zu lassen. Dabei handelt es sich um gekochten Darm, der scharf gewürzt und mit Sauce versehen in ein Brötchen gepackt wird. Ähnlich wie Kebab…), befinden sich draussen die Stände, welche jeden Mittag, wenn der Markt um 14 Uhr vorbei ist, wieder abgebaut werden. Auch wenn ich gerne durch die grosse Markthalle bummle, hat es mir vor allem der Teil rund um die Halle angetan. Vor allem auch deshalb, weil sich die Stände immer etwas abwechseln und man am Morgen, wenn man auf den Markt geht nie genau weiss, was sich wieder Schönes finden lässt.
Einmal ist es ein neuer Stand mit Schuhen, an dem ich die wunderbarsten roten Pumps gefunden habe, die es wohl auf der Erde je gegeben hat. Leider waren sie mir eine Nummer zu klein und ich musste sie schweren Herzens zurück lassen (aber wer weiss, vielleicht, eines schönen Tages sind sie wieder da, eine Grösse grösser und warten genau auf mich). An einem anderen Tag findet man einen Stand mit altem Spitzenstoff und Band und an einem anderen einen mit herrlichen Küchenkräutern. Habe ich schon erwähnt, dass der Markt für mich wie eine Wundertüte ist?
Und dann gibt es noch einen Stand, mit den grössten Schätzen (natürlich neben all dem herrlichen Gemüse und den Früchten). Hier werden Glas- und Süsswasserperlen und alles was Frau braucht um ihren eigenen Schmuck herzustellen zu Spottpreisen verkauft. In diesem bunten Gewirr könnte ich stundenlang herumwühlen. Heute habe ich also nicht nur für das leibliche- sondern auch für das seelische Wohl der Signora eingekauft. Und würde ich nicht noch Besuch von einer lieben Freundin bekommen, müsste Signore Pinella das ganze Wochenende auf mich verzichten, da ich mit der Schmuckherstellung beschäftigt wäre. Wenigstens habe ich jetzt schon eine Idee für die Geburtstags-und Weihnachtsgeschenke für alle weiblichen Verwandten und Freundinnen…
P.S. der Mercato Sant’Ambrogio ist übrigens nicht der gosse Mercato Centrale, der überall in den Reisführern gepriesen wird. Mir wurde erklärt, dass der Mercato Sant‘Ambrogio der Markt der Urflorentiner sei. Und hier ist das Degustieren der Produkte ein fester Bestandteil des Marktbesuches. Doch nicht nur da zeigen sich die Marktleute grosszügig. Oft erhält man eine Tomate oder eine Apfel und manchmal sogar ein Körbchen Erdbeeren zusätzlich geschenkt… Oder eben in meinem Fall einen weiteren Strang Perlen. Oh, was bin ich für ein Glückskind…;)
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